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  • Franziska Dittrich

036 - Fröhliche Weihnachten?


Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von nothing but mindfulness. , dem Podcast, in dem sich alles darum dreht, wie Du durch eine achtsame Haltung Dein Leben und die Welt verändern kannst. Mein Name ist Franziska Dittrich und ich freu mich total, dass Du heute wieder da bist und Deine Zeit mit mir teilst.


Da das die letzte Folge vor Weihnachten ist, dachte ich, wir sprechen heute auch mal über Weihnachten. Ich habe in den letzten Tagen viele meiner Coachees und Kunden vor den Feiertagen verabschiedet und dabei allen „frohe Weihnachten“ gewünscht. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das gerade irgendwie vollkommen zuwider ist und ich es in Wirklichkeit gar nicht so fühle.


Vielleicht geht es dem einen oder der anderen da draußen genauso wie mir, dann ist diese Folge für Dich. Ich will heute mit Dir einmal kurz und knackig darüber sprechen, warum Weihnachten vielleicht gar nicht so froh oder fröhlich sein muss, wie wir immer denken und weshalb das auch vollkommen in Ordnung so ist.


Ich wünsch Dir wie immer viel Freude beim Hören.


Die erste Frage, der ich mich hier widmen möchte lautet:


Warum muss Weihnachten denn immer fröhlich sein?


Für streng gläubige Christen erübrigt sich diese Frage vielleicht. Für alle anderen halte ich sie durchaus für berechtigt. Worüber genau sollen wir uns denn freuen? Was ist so fröhlich an diesem Tag, der - abgesehen von seiner religiösen Bedeutung - einer wie alle anderen ist?


Ich habe damit in den letzten Jahren schon immer wieder gekämpft und mich irgendwie dagegen gewehrt, weil ich diese „Weihnachtsstimmung“, von der so viele reden, einfach nicht gefühlt habe. Für mich persönlich ist Weihnachten wirklich ein Tag wie jeder andere. Vielleicht auch deshalb, weil ich mir nicht nur an diesem Tag ausgiebig Zeit für meine Familie und meine Liebsten nehme, sondern das ganze Jahr über. Vielleicht deshalb, weil ich den Menschen, die mir lieb und wert sind, auch unterjährig immer wieder Geschenke mache und ihnen sage, was sie mir bedeuten. Vielleicht deshalb, weil ich mich generell gegen „festgelegte“ Tage im Jahr wehre, an denen ich irgendetwas sein, tun oder fühlen soll.


Genau genommen hat Weihnachten für die meisten von uns heutzutage eigentlich keine wirkliche Bedeutung mehr und setzt uns nicht zuletzt deshalb auch so sehr unter Druck. Wir sollen uns schön anziehen, obwohl uns vielleicht eigentlich eher nach Jogginghose zumute ist. Wir sollen ausgiebig und aufwändig etwas ganz Besonderes kochen, obwohl wir eigentlich viel mehr Hunger auf die ungesündeste Mahlzeit des Monats haben. Wir sollen lachen und fröhlich sein, obwohl uns vielleicht eigentlich nach weinen ist. Wir sollen in Liebe und Frieden mit unseren Nächsten sein, obwohl wir genau diese Gefühle vielleicht gar nicht hegen. Wir sollen einen besonderen Tag miteinander feiern, obwohl uns vielleicht eigentlich danach ist, mutterseelenallein auf unserer Couch zu liegen und die Welt auszusperren.


Schon wenn ich das hier alles so erzähle, befällt mich eine unglaubliche Schwere. Dank vieler Jahre Selbstreflektion und Achtsamkeitspraxis weiß ich heute, dass sich dieses Gefühl der Schwere bei mir immer einstellt, wenn ich versuche, mir selbst etwas aufzuzwingen, das gerade überhaupt nicht meiner Realität entspricht. Ich weiß, dass mir die Leichtigkeit immer in den Momenten verloren geht, in denen ich versuche, mich selbst in eine Form zu pressen, in die ich mit meinem So-Sein einfach gerade nicht reinpasse.


Einerseits kenne ich wenige Menschen, die schon jemals hinterfragt haben, weshalb Weihnachten eigentlich immer fröhlich sein muss, andererseits sind da viele, die ähnlich empfinden, wie ich.


Die nächste Frage, die sich daraus ergibt, lautet deshalb:


Wieso wollen wir uns zu bestimmten Anlässen denn unbedingt in etwas reinpressen, das uns garnicht passt?


Auch, wenn wir es ungern zugeben, sind wir Menschen eigentlich total faule Zeitgenossen, die ständig danach schreien, dass ihnen irgendjemand sagt, wie es richtig geht. Wir wollen Regeln für unser Verhalten, Empfehlungen, was wir essen sollen und was nicht, Aussagen darüber, was „falsch“ und „richtig“ ist. Und so muss es eben auch festgelegte Tage im Jahr wie Weihnachten, Silvester, Geburtstage, etc. geben, an denen uns jemand sagt, dass wir bitte gefälligst gut gelaunt sein und feiern sollen.


Wann hast Du zuletzt einen Tag einfach mal so ohne Anlass gefeiert, es Dir so richtig gut gehen lassen und etwas Besonderes für Dich getan? Wann hast Du zuletzt jemandem ganz ohne Grund eine Freude gemacht, einfach weil Dir danach war? Wann hast Du zuletzt gute Vorsätze gefasst und in die Tat umgesetzt, ohne dafür das neue Jahr zu brauchen? Wann hast Du jemanden gefeiert und ihm gesagt, wie schön es ist, dass es ihn gibt und dass er mit Dir zusammen auf dieser Welt ist, ohne dass die Person Geburtstag hatte?


Diese starren Vorgaben im Außen, die es uns so bequem machen, scheinen unser Leben zu regeln und uns dabei zu helfen, zu navigieren. Aber je mehr wir uns von Äußerlichkeiten regulieren lassen, desto mehr verlieren wir auch den Kontakt zu uns selbst. Wir können nicht mehr spüren, was für uns selbst wichtig ist, wie es uns gerade wirklich geht und was wir brauchen. Wahrscheinlich fühlen wir uns auch deshalb so angezogen und eingeladen von all diesen Richtlinien und Konventionen, weil sie uns davon zu befreien scheinen, die Verantwortung zu übernehmen. Aber mal ehrlich, wenn ich jetzt nicht einmal mehr selbst dafür verantwortlich sein soll, wie ich mich fühle und was ich tue, was bedeutet dann das Verb „leben“ eigentlich?


Versteh mich nicht falsch, ich finde es vollkommen in Ordnung, Traditionen zu pflegen und an Dingen festzuhalten, die uns gut tun und uns in irgendeiner Form Sinn geben. Aber eben mit der Betonung auf „solange sie Dir gut tun“. Ganz egal, was es ist, das Dir gerade gut tut, Du solltest es Dir nehmen. Unabhängig davon, ob Weihnachten, Silvester, oder ein Geburtstag ansteht. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Weihnachten dieses Jahr für Dich nicht fröhlich ist und es ist auch vollkommen in Ordnung, wenn Du es dieses Jahr anders machst, als all die Jahre zuvor. Die letzten Monate haben uns allen viel abverlangt und es ist durchaus möglich, dass Dir aufgrunddessen eben gerade nicht nach feiern und heiler Welt zumute ist. Vielleicht brauchst Du aber auch genau das? Was auch immer es ist, Du allein weißt es am besten.


Ich wünsch Dir Weihnachtstage, die echt sind. Weihnachtstage, an denen Du echt bist. Nicht mehr und nicht weniger. Wir hören uns hier nächsten Dienstag wieder mit einer Folge, in der ich meine wichtigsten Learnings aus dem Jahr 2020 mit Dir teile. Alles Liebe und bis bald.

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