Herzlich Willkommen bei nothing but mindfulness. , dem Podcast, in dem sich alles darum dreht, wie Du durch eine achtsame Haltung Dein Leben und die Welt verändern kannst. Mein Name ist Franziska Dittrich und ich freu mich total, dass Du heute wieder da bist und Deine Zeit mit mir teilst.
Lass uns, bevor ich gleich weiterspreche, kurz einen Check-In machen: Mit wie viel Prozent Deiner Präsenz bist Du gerade hier bei mir im Podcast? Wenn Du das Beste für Dich herausholen möchtest, sollten es mindestens 75% sein – noch besser natürlich 100%.
In der heutigen Folge geht es um ein Thema, das uns sicherlich alle schon beschäftigt hat und vielleicht sogar täglich beschäftigt: Beziehungen und das Alleinsein. Wir sprechen heute darüber, was Liebe ist und was nicht. Außerdem schauen wir uns einmal an, weshalb wir überhaupt Beziehungen eingehen. Du erfährst, was gesunde von ungesunden Beziehungen unterscheidet und was Alleinsein eigentlich bedeutet. Und zu guter Letzt teile ich noch meine Gedanken dazu mit Dir, wie Du mit dem, was gerade eben ist, in Frieden sein kannst.
Heute brauchst Du nicht unbedingt Stift und Papier, dafür aber umso mehr Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, ganz ehrlich und achtsam hinzuschauen.
Ich wünsch Dir ganz viel Freude beim Hören.
Zu Beginn habe ich mir gleich die schwierigste Frage ausgesucht:
Was ist Liebe und was ist Liebe nicht?
Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so leicht zu finden. Der Duden definiert Liebe als „ein starkes Gefühl des Hingezogenseins“ bzw. die „starke, im Gefühl begründete Zuneigung zu einem nahestehenden Menschen“. An zweiter Stelle steht dann noch, Liebe sei die „auf starker körperlicher, geistiger, seelischer Anziehung beruhende Bindung an einen bestimmten Menschen, verbunden mit dem Wunsch nach Zusammensein, Hingabe, o.ä.“.
Das klingt erstmal ziemlich nüchtern und rational, oder?
Vielleicht ist es leichter, das Pferd von hinten aufzuzäumen und erstmal zu schauen, was Liebe nicht ist. Die nachfolgenden Punkte kann man sicherlich bis ins Unendliche erweitern, ich gebe Dir hier nur einen Einblick in das, was ich persönlich für das Wichtigste halte.
Liebe ist – entgegen vieler Erwartungen – nicht: „Ich gebe Dir und hätte dafür gern.“
Liebe ist nicht das Allheilmittel gegen Einsamkeit und das Alleinsein.
Liebe ist nicht, unser eigenes ungestilltes Bedürfnis nach Fürsorge zu befriedigen, indem wir genau diese Fürsorge unserem Partner geben.
Liebe ist nicht, Verantwortung für das Leben des Partners zu übernehmen, um sich dadurch vermeintlich von der Verantwortung für das eigene Leben freizusprechen.
Liebe ist nicht, schädigendes Verhalten zu akzeptieren und uns insgeheim zum Therapeuten zu machen.
Liebe ist nicht die lebenslange Hoffnung, dass der Partner sich schon ändern wird in den Persönlichkeitseigenschaften, Verhaltensweisen und Einstellungen, die uns so sehr stören.
Liebe ist nicht, bei jemandem zu bleiben, von dem wir wissen, dass er unsere seelische und körperliche Gesundheit gefährdet, unter dessen Anwesenheit wir leiden.
Liebe ist nicht geprägt von Erwartungen, Eifersucht und Besitzansprüchen.
Liebe ist nicht, den anderen zu brauchen und vom anderen gebraucht werden zu wollen.
Liebe ist nicht, abhängig von der Bestätigung und Anerkennung des anderen zu sein.
Liebe ist nicht Aufopfern und sich selbst vergessen.
Liebe ist nicht urteilen und bewerten.
Liebe ist nicht das, was wir in anderen finden – also die klassische „bessere Hälfte“.
Aber wenn all das nicht Liebe ist, was ist Liebe denn dann?
Ich glaube, Liebe ist eine Entscheidung, eine Wahl, die wir in jedem Moment neu treffen können.
Liebe ist, zu sein wer wir wirklich sind und das auch dem Partner zuzugestehen.
Liebe ist Annehmen.
Liebe ist, uns gegenseitig herausfordern, dass wir beide jeden Tag ein Stück mehr zur besten Version unserer Selbst werden.
Liebe ist, sich gern voneinander entfernen, um dann gern wieder zusammenzukommen.
Liebe ist Hingabe.
Liebe ist Freiheit, sie stellt keine Bedingungen.
Liebe ist Mitgefühl.
Liebe ist, durch das Zusammensein mit einer anderen Person mehr zuhause bei sich selbst anzukommen.
Liebe ist Geben und Vergeben.
Liebe ist auch dann, wenn sonst nichts mehr ist.
Und Liebe kann auch bedeuten, eine Beziehung zu beenden.
Was ist Liebe für Dich?
Ich glaube übrigens, dass Liebe gar nicht immer zwangsläufig mit Beziehungen zusammenhängt. Also dass Liebe auch dann da ist, wenn es gerade keine Beziehung gibt. Das jetzt hier näher auszuführen, würde aber den Rahmen sprengen. Daher kommen wir zum nächsten Punkt:
Drei Gründe, weshalb wir Beziehungen eingehen
Auch hier gibt es natürlich unendlich viel mehr als drei Gründe. Ich habe hier einmal die ausgewählt, die ich für wissenswert und essentiell halte.
Der erste Grund ist unser menschliches Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung. Dieses Bedürfnis beginnt mit unserem ersten Herzschlag und endet mit dem letzten. Wir können uns nur selbst erfahren, wenn wir uns beziehen, also in Beziehung setzen zu anderen Menschen.
Auf der anderen Seite gibt es da übrigens auch noch das zweite Grundbedürfnis, nämlich das nach Selbstbestimmung und Autonomie. Wenn man um diese beiden Grundbedürfnisse weiß, kann man in Beziehungen die spannendsten Dinge beobachten.
So haben zum Beispiel Menschen, die sich sehr stark anpassen und es anderen immer recht machen wollen, ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung. Sie tun alles dafür, um die Harmonie in ihren Beziehungen aufrechtzuerhalten, auch wenn das auf ihre eigenen Kosten geht. Andere hingegen, das hören wir heutzutage ja auch an vielen Ecken, leiden unter Bindungsangst. Diese Menschen gehen entweder erst gar keine beständigen Beziehungen ein, oder sie distanzieren sich innerhalb ihrer Beziehungen und machen weitgehend ihren eigenen Stiefel, um nicht Gefahr zu laufen, die eigene Autonomie aufs Spiel zu setzen. Sie fürchten also genau den Autonomieverlust, den andere sich so sehr wünschen. Je nachdem, welches Grundbedürfnis stärker ausgeprägt ist, wird der Satz „Ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen.“ entweder romantischen Jubel oder einen Fluchtreflex beim Gegenüber auslösen. Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen oder vielleicht sogar in einer Beziehung sind, deren Grundbedürfnisse sehr unterschiedlich sind, kann eine Beziehung schon mal zum Katz und Maus-Spiel werden: Der eine läuft immer weg, der andere hinterher. Dann gibt es noch die Beziehungen, in denen beide das starke Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Bindung haben. Das sind dann die Menschen, die pausenlos zusammen sind und es sich nicht vorstellen können, auch nur 24 Stunden ohne einander zu verbringen. Andererseits können wir auch die Beziehungen beobachten, in denen beide ihre eigenen Hobbys, einen eigenen Freundeskreis und sehr unterschiedliche Interessen haben und sehr darauf bedacht sind, sich „ihr Eigenes“ zu bewahren.
Die Ausprägung dieser Grundbedürfnisse ist tatsächlich zum Teil etwas, das wir schon in die Wiege gelegt bekommen. So gibt es schon solche Babys, die ständig die Nähe zu ihren Eltern suchen und dauernd kuscheln möchten und jene, die mit sich selbst recht zufrieden sind und auch gern mal für sich alleine spielen, ohne gleich zu schreien, wenn sie für eine halbe Stunde keinen Körperkontakt zu ihren Eltern haben.
Nicht zu verwechseln sind unsere Grundbedürfnisse mit dem zweiten Grund, aus dem wir Beziehungen eingehen: Die Suche nach etwas im Partner, das uns selbst fehlt.
Wenn Menschen aus diesem Grund eine Beziehung eingehen, hört man oft „Er oder sie ist meine bessere Hälfte.“. Dieser Satz impliziert ja bereits, dass ich mich ohne meinen Partner nicht ganz, nicht vollständig fühle.
Als ich letztens spazieren war, habe ich ein Werbeplakat gelesen, das ich persönlich sehr skurril fand. Darauf stand: „91% verlieren gerne ihr Herz. Aber nicht ihr Geld.“.
Auch wenn das nur eine Werbebotschaft sein sollte, fand ich es eine ganz furchtbare Vorstellung. 91% der Menschen sind also bereit, etwas herzugeben, das überlebensnotwendig für sie ist? Natürlich kann man das nicht wörtlich nehmen, aber ich finde, es spiegelt doch ganz gut wider, was in der Welt heute sehr oft passiert.
In dem Moment, in dem wir eine Beziehung deshalb eingehen, weil es etwas in unserem Leben gibt, das wir uns selbst nicht geben können, machen wir uns sofort abhängig von der anderen Person. Wir lieben nicht mehr, um zu lieben, sondern wir lieben, um etwas zu bekommen. Das ist nicht nur traurig, sondern auch äußerst gefährlich.
Wenn wir uns also mit jemandem zusammentun, weil wir glauben, er mache uns glücklich, er könne uns das Gefühl geben, etwas wert zu sein oder er sei das fehlende Puzzlestück, um die Leere in unserem inneren zu füllen, geben wir just in diesem Moment einen Teil unserer Selbstverantwortung ab. Wir lagern quasi eine Aufgabe aus, deren Erfüllung uns eigentlich selbst obliegt. Das Abhängigkeitsverhältnis, das dadurch entsteht, ist nicht nur sehr belastend für denjenigen, der die Verantwortung aufgebürdet bekommt, sondern auch für denjenigen, der sie abgibt. Warum? Weil ich, wenn ich so sehr auf etwas angewiesen bin, das ich vermeintlich nur außerhalb von mir selbst finde, auch immer um die Gunst meines Gegenübers buhlen muss, nach seinen Regeln spielen und ja nicht die Gefahr eingehen darf, ihn zu verärgern. Schließlich bestimme ich in solchen Beziehungen nicht mehr selbst über mein Wohlergehen, sondern ein anderer tut es.
Hinzu kommt, dass wir nicht die Menschen in unser Leben ziehen, die wir gerne hätten. Wir ziehen immer die Menschen in unser Leben, die in Einklang sind mit dem, was wir selbst sind. Das ist die Crux an dem Ganzen. Denn wozu führt das? Bedürftige Menschen ziehen bedürftige Menschen an. Und dann geht ein ewiger Kampf los. Ein Kampf darum, sich gegenseitig all die Bedürfnisse zu erfüllen, die man sich selbst vermeintlich nicht erfüllen kann. Es kommt – mal offensichtlich, mal unterschwellig – zu einem Fiasko. Ein ständiges Aufwiegen von „Wenn ich Dir gebe, will ich von Dir dafür...“ und „Ich habe für Dich das getan, jetzt musst Du für mich das tun.“ oder „Wenn Du mir nicht das gibst, was ich brauche, geht es mir schlecht.“. Noch schlimmer wird es dann, wenn auch noch Kinder im Spiel sind, die zwangsläufig auch diesen Kampf mitkämpfen müssen. Unschuldige Kinder, die schon von klein auf lernen, dass Abhängigkeitsverhältnisse die einzige Möglichkeit sind, sich selbst ganz zu fühlen. Und diese Kinder werden dann zu Erwachsenen, die sich selbst in Abhängigkeiten flüchten, um ihre innere Leere zu füllen – sei es nun die Abhängigkeit von anderen Menschen, von Drogen, übermäßigem Konsum, oder oder oder.
Ich habe in meinen letzten Podcastfolgen immer wieder den Satz gesagt „Alles was Du tust, macht etwas aus. Für uns alle. Für immer.“. Vielleicht zeigt Dir dieses Beispiel auch noch einmal, was ich damit meine. Wenn Du Dich nicht darum kümmerst, ganz bewusst eine gesunde und achtsame Beziehung zu Dir selbst aufzubauen und stattdessen Deine Selbstverantwortung auslagerst, macht das nicht nur für Dein eigenes Leben etwas aus, sondern auch für das Leben Deines Partners, das Deiner Kinder, Deiner Enkel und so weiter. Du bist also ganz maßgeblich daran beteiligt, unsere Welt mitzugestalten. Es tut mir leid, dass ich das so sagen muss, aber für diese Verantwortung hast Du Dich entschieden, als Du auf die Welt gekommen bist.
Ich nenne diese Art von Beziehungen jetzt einfach einmal „Zweckgemeinschaften“ und ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, zu behaupten, dass ein sehr großer Teil der Beziehungen, die heute auf dieser Welt geführt werden, leider nicht mehr als das sind. Vielleicht kennst Du auch Menschen, die anderen dauernd erzählen müssen, wie toll ihre Beziehung ist, um sich gleichzeitig selbst immer wieder davon zu überzeugen und sich einzureden, dass alles so gut sei, wie es ist.
Wer sein Leben in einer Zweckgemeinschaft verbringt, wird zwangsläufig früher oder später sehr unzufrieden und unglücklich sein. Schon alleine auch deshalb, weil es in dem vorhin erwähnten Kampf ja auch immer wieder dazu kommt, dass der Partner etwas in uns triggert, das wir für uns selbst als gefährlich einstufen. Nehmen wir mal an, wir sind selbst jemand, der nicht allein sein kann, der nichts mit sich selbst anzufangen weiß. Wenn wir nun an einen Partner geraten, der genau das sehr gut kann und auch innerhalb der Beziehung immer wieder den Anspruch auf seine „Allein-Zeit“ erhebt und wir selbst jemand sind, der genau das tunlichst vermeidet, da es uns mit unserer dunklen Seite konfrontiert, kommt es mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Streit. Das liegt daran, dass wir in anderen Menschen immer nur das halten können, was wir auch in uns selbst halten können. Seien es nun Gefühle, Zustände oder Verhaltensweisen.
Kurz zusammengefasst heißt das, solange wir nicht bereit sind, in allen Bereichen und Themen in unserem Leben 100% Verantwortung für uns selbst zu übernehmen, sollten wir auch keine Beziehung mit jemandem eingehen. Das ist nicht nur unfair und ungesund, sondern führt – wie vorhin bereits erwähnt – auch dazu, dass wir in Zukunft in einer Welt leben, die so wirklich niemand haben möchte.
Der dritte Grund, weshalb wir Beziehungen eingehen ist der, dass wir uns mit jemandem zusammentun, der unser Leben noch schöner macht, auch wenn es ohne ihn schon schön ist.
Ich würde sagen, das ist die gesündeste Form von Bindung. Wenn wir uns selbst vollständig fühlen und auch mit unseren Schattenseiten Freundschaft geschlossen haben, wenn wir mit unserer Vergangenheit im Reinen und bereit sind, die volle Verantwortung für unser Leben, unsere Gefühle und unsere Befindlichkeiten zu übernehmen, dann kann eine Beziehung wirklich erfüllend und bereichernd sein.
Das Optimum ist es also, sich nicht nur in Beziehung mit dem anderen als Einheit zu fühlen, sondern als eigene Einheit eine weitere Einheit kennenzulernen und gemeinsam etwas noch Größeres zu erschaffen – getreu dem Motto (ein Zitat von Aristoteles) „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“. Sich gemeinsam weiterentwickeln, aneinander wachsen, sich herausfordern, aber auch Zeiten des Stillstands miteinander genießen. Das gemeinsame Leben genießen, aber auch das „einzelne“. Sich in der Gegenwart des anderen nicht selbst vergessen, sondern sich zu jeder Zeit daran zu erinnern, wer man eigentlich ist.
An der Stelle will ich Dir gerne noch ein schönes Bild mit auf den Weg geben. Stell Dir mal vor, Du sitzt in Deinem Leben in einem Ruderboot. Du hast zwei Paddel dabei, mit denen Du Dich fortbewegen kannst. Das Optimum einer Beziehung ist es nun, jemanden zu treffen, der ebenfalls in seinem Ruderboot unterwegs ist und auch zwei Paddel dabei hat. So könnt ihr gemeinsam Routen heraussuchen und Ziele ansteuern.
Ungesunde Beziehungen zeichnen sich dadurch aus, dass einer von beiden entweder eines oder sogar beide der Paddel abgegeben hat. Was passiert, wenn Du nur ein Paddel dabei hast? Du wirst Dich vermutlich ständig im Kreis drehen und gottfroh sein, wenn Du jemanden findest, der auch nur ein Paddel dabei hat, dass ihr anschließend mit gemeinsamer Kraft weiterfahren könnt. Wenn Du in der Vergangenheit sogar beide Paddel verloren oder absichtlich weggeworfen hast, kommst Du überhaupt nicht vom Fleck und bist darauf angewiesen, dass Dich jemand an einem Abschleppseil mitzieht. Eine bequeme Position für Dich, ein Kraftakt für Dein Gegenüber.
Was passiert jetzt, wenn Du in Deiner Beziehung irgendwann merkst, dass die gemeinsame Reise zu Ende ist? Wenn Du in einer Beziehung gelebt hast, in der Du beide Paddel behalten hast, kannst Du für Dich einen neuen Kurs einschlagen und Deine Reise auch allein fortsetzen. Das ist im ersten Moment natürlich – wie jeder andere Abschied – sehr traurig, aber Du wirst nicht untergehen. Nur, wenn Du eines oder beide Paddel verloren hast, wird eine Trennung für Dich das Furchtbarste sein, das Dir passieren kann, denn das gibt Dir das Gefühl, dass Deine Reise allein nicht weitergeht. Du bist vermeintlich zum Stillstand verdammt und musst darauf warten, dass bald wieder einmal jemand mit seinem Boot vorbeikommt und sich Dir erbarmt. Da sind wir dann wieder bei dem Thema „Bedürftige Menschen ziehen bedürftige Menschen an.“.
Das Gute ist: Dein Paddel ist immer nur eine Entscheidung von Dir entfernt.
Bevor wir gleich zum nächsten Punkt kommen, schau Dich einmal ganz ehrlich in Deinem eigenen Leben um. Hast Du noch beide Paddel? Welche Art von Menschen hast Du um Dich? Was könnte das Ganze mit Dir zu tun haben, bzw. über Dich aussagen, wenn wir einmal bei dem Gedanken bleiben, dass wir immer das anziehen, was wir SIND?
Im nächsten Part möchte ich noch einmal kurz auf ein paar Dinge eingehen, die gesunde von ungesunden Beziehungen unterscheiden. Einiges hast Du ja sowieso gerade schon gehört, das Folgende also noch als kleine Ergänzung.
Wie sich gesunde von ungesunden Beziehungen unterscheiden
Ich habe vorhin schon kurz erwähnt, dass viele Menschen nicht lieben, um zu lieben, sondern lieben, um etwas zu bekommen. Immer, wenn wir in unserem Leben etwas nicht um der Sache Willen tun, sondern um irgendetwas anderes damit zu erreichen, sind wir abhängig. So ist es übrigens auch in anderen Bereichen Deines Lebens. Wenn Du beispielsweise Deinen Job eigentlich hasst und nur dafür machst, um Geld zu bekommen, wird eine Welt für Dich zusammenbrechen, wenn das Geld wegfällt. Du wirst keinesfalls bereit sein, Deine Aufgaben auch weiterhin auszuführen, wenn Du kein Geld mehr dafür bekommst – also den Job um des Jobs Willen ausüben, zum Beispiel deshalb, weil er Dir Freude bringt und in Einklang mit Deiner Lebensvision ist. Lieben um zu lieben bedeutet übrigens auch, mit den Bedürfnissen des Partners einverstanden und in Frieden zu sein, wenn sie auch die eigenen Bedürfnisse manchmal nicht befriedigen. Dafür sind wir nämlich selbst verantwortlich. Wenn wir also lieben, um etwas zu bekommen und unsere Beziehung dann endet, haben wir das Gefühl, es war alles umsonst. Schließlich können wir nun nicht mehr das bekommen, was wir vermeintlich brauchen. Wenn wir lieben, um zu lieben, ist auch eine Trennung nicht mehr als ein Akt der Liebe.
Der nächste Unterschied ist der, dass uns Beziehungen dazu dienen können, die Realität zu verdrängen und zu idealisieren oder dazu, die Realität anzunehmen, wie sie ist. Was meine ich damit? Viele Menschen sind so bedürftig, dass sie bereit sind, im Rahmen einer Beziehung Dinge in Kauf zu nehmen, von denen sie wissen, wie sehr sie ihnen schaden. Anstatt sich mit der Realität auseinanderzusetzen und eigene Heilungsprozesse zu durchlaufen, reden sie sich stattdessen das schön, was sie gerade haben und verschließen damit die Augen vor dem, was eigentlich ist. Lang genug praktiziert führt das dazu, dass diese Menschen sich selbst vergessen und am Ende gar nicht mehr wissen, was sie selbst eigentlich wollen und wie es ihnen geht, da sie sich nicht mehr abgrenzen können von den Gefühlen, Wünschen und Befindlichkeiten des Partners.
Gesund ist es, wenn sich beide gleichermaßen verantwortlich für das Gelingen der Beziehung fühlen. Oft ist es aber leider so, dass einer der Partner weitaus mehr die Hälfte der Verantwortung übernimmt, jedes negative Ereignis auf sein Konto verbucht und alles dafür tut, um die Beziehung am Laufen zu halten, auch wenn das auf seine eigenen Kosten geht.
Daran anknüpfend stehen sich auch ein sehr ausgeprägtes Harmoniebedürfnis vs. das Aus-einander-setzen gegenüber. Sehr harmoniebedürftige Menschen, das habe ich ja vorhin bereits erwähnt, delegieren oft die Verantwortung für das eigene Leben an ihr Gegenüber. Sie möchten am liebsten mit ihrem Partner verschmelzen und sich nie aus einander setzen. Ich trenne das Wort übrigens so komisch, dass Du verstehst, was eine Auseinandersetzung eigentlich ist. Aus einander setzen bedeutet also immer auch, dass wir grundsätzlich bereit sind, uns als eigene Einheit zu sehen und zwar nicht nur dann, wenn wir eins mit unserem Partner sind.
Ganz besonders spannend finde ich persönlich auch den nächsten Punkt, ein Phänomen, das Du sicherlich auch in Deinem Umfeld schon feststellen konntest. Ungesunde Beziehungen können sich auch durch einen sogenannten „Wiederholungszwang“ auszeichnen. Gesund wäre es, nach einem (ich nenne es jetzt mal) „Fehlgriff“, bei sich selbst zu schauen, weshalb die Beziehung so verlaufen ist, oder welcher Teil in uns diese Beziehung gebraucht hat, um dann in einer nächsten Beziehung nicht wieder genau das anzuziehen, was wir eigentlich nicht wollen, bzw. was uns krank macht. Wenn es nun aber etwas gibt, das uns schon unser ganzes Leben begleitet, sagen wir mal als Beispiel, wir sind selbst Scheidungskind und wünschen uns für unser eigenes Kind, dass es niemals ein Scheidungskind wird, weil wir das nach wie vor als ganz furchtbare Erfahrung in Erinnerung haben und insgeheim oder offenkundig heute noch einen Widerstand dagegen haben. Was passiert dann im Außen? Durch unseren Widerstand lenken wir unsere Energie auf „Scheidung“, weil wir unbewusst einen so großen Wunsch danach haben, diese Geschichte in unserem eigenen Leben so oft zu wiederholen, bis wir endlich ein Happy End dahinter setzen können. Das ist übrigens auch bei Menschen so, die immer wieder auf’s Neue Beziehungen mit Drogenabhängigen oder Narzissten eingehen, obwohl sie eigentlich genau wissen, dass das nicht gut für sie ist. Und auch bei solchen, die immer wieder von Beziehung zu Beziehung springen, weil es vermeintlich „einfach nicht passt“. Es muss doch irgendwann ein Happy End geben. Irgendwann muss doch mal derjenige kommen, den ich therapieren und heilen kann. Irgendwann muss sich doch meine eigene Überzeugung bewahrheiten, dass man auch Narzissten zähmen kann. Irgendwann muss ich doch der Welt beweisen können, dass ich auch für meine eigene Geschichte mit meinem narzisstischen Vater oder meiner narzisstischen Mutter endlich ein Happy End gefunden habe. Wie paradox klingt das denn alles? Auch das ist aber leider sehr weit verbreitet. Hör Dir dazu gern meine letzte Podcastfolge an, in der es darum ging, wie Du Freundschaft mit Deiner Vergangenheit schließt. Denn eines ist klar: Solange Du gegen Deine Vergangenheit kämpfst und Widerstände gegen sie hegst, wirst Du immer wieder diesem Wiederholungszwang ins Netz gehen und schließlich ein Leben führen, das Du so keinesfalls haben willst.
Der letzte Punkt, auf den ich an dieser Stelle eingehen möchte ist, die Angst vor dem Verlassenwerden. Beziehungen, die nicht von Freiheit, sondern von der Angst vor dem Verlassenwerden geprägt sind, sind ebenfalls sehr ungesund. Sobald wir uns einbilden, dass unser Leben von der Beziehung mit der anderen Person abhängt, sind wir vermutlich bereit, alles dafür zu tun, diese Beziehung aufrechtzuerhalten – egal, wie ungesund diese Bindung für uns ist. Lieber unglücklich zu zweit in einer Beziehung bleiben, als alleine vor dem Nichts stehen, so lautet hier das Motto.
Das bringt mich auch direkt zur nächsten Frage:
Was bedeutet „Alleinsein“ eigentlich?
Alleinsein ist etwas, das nicht viele Menschen gut können. Wenn wir nicht von klein auf gelernt haben, dass es total okay und sogar ziemlich wichtig ist, immer wieder auch ganz allein zu sein, wird sich das für uns immer direkt wie eine Bedrohung oder Gefahr anfühlen. In einer der letzten Folgen habe ich Dir schon erklärt, wie sich im Laufe der Zeit die Verbindungen unserer Nervenzellen festigen und wie dadurch bei ungewohnten oder neuen Situationen nicht sofort ein gutes Gefühl eintreten kann. Wir haben schlichtweg nicht gelernt, den Zustand „Alleinsein“ mit dem Gefühl „gut“ zu verbinden. Es gibt hier quasi keine neuronale Autobahn.
Alleinsein ist deshalb so dringend notwendig, weil wir nur dann eine gute Beziehung zu uns selbst aufbauen können, wenn wir uns selbst immer wieder Raum geben. Man kann vielleicht auch sagen, dass das Alleinsein je nachdem, wie Du es gestaltest, der Akt des Ordnung Machens in Deinem Zuhause, Deinem inneren Zuhause, ist. Wenn Du jetzt nie allein bist, Dich von einer in die nächste Beziehung stürzt und auch in den Zwischenräumen immer damit beschäftigt bist, Dich in Kontakten zu Menschen im Außen zu verlieren, wird früher oder später ein heilloses Chaos in Deinem Inneren herrschen. Du wirst die Verbindung zu Deiner inneren Stimme verlieren, Deine eigenen Gefühle nicht mehr gut wahrnehmen können und am Ende nur noch funktionieren wie eine Maschine. Na Prost, Mahlzeit, wenn dann auch noch zwei Menschen aufeinandertreffen, die beide nicht allein sein können, deren inneres Zuhause also einer absoluten Messie-Bude gleicht. Ich glaube, ich brauch Dir nicht sagen, was am Ende dabei rauskommt, wenn zwei solche Menschen dann auch noch beschließen, ihren Haushalt zusammenzulegen, oder?
Im Alleinsein liegt also die Chance, aufzuräumen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und das Gefühl des Alleins-Seins zu erfahren. Sich also selbst als eine vollständige Einheit wahrzunehmen, wie ich es vorhin schon erklärt habe. Probier’s doch mal aus...
Zum Ende dieser Folge möchte ich jetzt noch einen ganz wichtigen Punkt anschneiden, der die Basis einer jeden Beziehung sein sollte:
In Frieden sein mit dem, was ist.
Das bedeutet, all das anzunehmen, was ist. Aufzuhören, zu kämpfen. Gegen sich selbst, gegen das eigene Leben, die Vergangenheit und damit auch gegen andere.
Ganz egal, was wir bisher erlebt haben, wie sehr wir uns von anderen verletzt fühlen: Schmerz bleibt nur dann in unserem Leben, wenn wir das, was wir erfahren haben, als sinnlos betrachten. Wenn wir nicht erkennen, dass alles in irgendeiner Weise zu unserem Wachstum beigetragen hat, uns zu dem Menschen gemacht hat, der wir heute sind und dass all das, was wir heute haben, niemals da wäre, wenn wir nicht dort gewesen wären, wo wir waren. Hinzu kommt, dass wir immer nur das bekommen, wonach wir fragen. Das heißt im Umkehrschluss, dass wenn uns die Ergebnisse im Außen nicht gefallen, die Frage schlecht war!
Ich möchte hier noch ein schönes Zitat von Rumi mit Dir teilen, das lautet: „The wound is the place, where the light enters you.“ Also auf Deutsch: Die Wunde ist der Ort, an dem das Licht in Dich eindringt. Wir brauchen diese Wunden. Und gleichzeitig brauchen wir den Frieden, der übrigens, wie das Paddel aus der Geschichte vorhin, immer nur eine Entscheidung weit entfernt liegt. Frieden ist ein Inside-Job! Auch wenn es da draußen jemanden gibt, der gegen Dich kämpft. Auch wenn Du selbst vielleicht dieser Jemand bist. Du kannst jeden Moment entscheiden, Frieden zu wählen.
Ich glaube, Frieden in Beziehungen können wir dann finden, wenn wir uns immer wieder zwei essentielle Fragen stellen. Diese Fragen habe ich einmal bei Neale Donald Walsch gehört und sie lauten:
1. Wohin gehe ich?
2. Wer geht mit mir?
Er hat darauf hingewiesen, und das ist für mich absolut plausibel und nachvollziehbar, dass es unglaublich wichtig ist, sich die beiden Fragen in der richtigen Reihenfolge zu stellen. Also erst zu schauen, wohin wir gehen wollen und dann zu schauen, wer diesen Weg mit uns gehen kann. Wenn wir die Reihenfolge umdrehen und uns erst jemanden aussuchen, mit dem wir gehen wollen, wird vermutlich diese Person bestimmen, wo wir hingehen, weil wir die Antwort auf diese Frage für uns selbst nicht geklärt und damit den Platz frei gelassen haben. Beziehungen, die durch die falsche Reihenfolge dieser beiden Fragen entstanden sind, fühlen sich häufig an wie ein kleines Steinchen im Schuh. Zu Beginn drückt es nur ein bisschen, aber je weiter Du gehst, desto stärker wird der Druck, dein Fuß wird wund und Du kannst irgendwann nur noch unter größten Schmerzen durch Dein Leben gehen. Wenn Du jetzt große Ziele hast und etwas erreichen willst in Deinem Leben, solltest Du Dir überlegen, ob Du diese Bergtour mit Steinchen im Schuh wirklich antreten möchtest.
So, das war es jetzt fast mit der Folge über Beziehungen und das Alleinsein.
Zum Ende möchte ich noch zwei Stellen aus einer Rede von Charlie Chaplin mit Dir teilen, die ich sehr schön und passend finde:
„Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das gesunden Egoismus, aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.
Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN!“
In diesem Sinne wünsche ich Dir von ganzem Herzen, dass Du nur solche Beziehungen in Deinem Leben aufrechterhältst, die gesund für Dich sind, Dich in Deiner Entwicklung unterstützen und Dich besser fühlen lassen.
Es ist so schön, dass Du heute wieder dabei warst und Dir die Folge bis zum Ende angehört hast. Diese Folge liegt mir wieder sehr am Herzen, weil ich mir einerseits so sehr wünsche, dass alle Menschen in ihrem Leben erfüllte, glückliche Beziehungen führen und andererseits immer wieder mitbekomme, wie die Realität aussieht. Vielleicht tust Du mir einen Gefallen und teilst diese Folge noch ein bisschen fleißiger als sonst mit Deiner Familie, Deinen Freunden, Bekannten und Kollegen.
Beziehungsthemen kannst Du übrigens auch in unserem kostenfreien, 90-minütigen Online Coaching platzieren, das ich gerade verlose. Alles, was Du tun musst, um in den Lostopf zu hüpfen ist, mir eine Bewertung auf iTunes zu hinterlassen. Wichtig dabei ist, dass Du auch einen kurzen Text dazu schreibst, denn sonst kann ich Deinen Namen nicht sehen und Dich somit auch nicht berücksichtigen. Falls Du mir bereits eine Bewertung ohne Text da gelassen hast, schick mir einfach eine kurze Email, dann bist Du selbstverständlich auch dabei. Berücksichtigt werden alle Bewertungen seit dem Start des Podcasts am 07.04.2020 bis einschließlich 31.05.2020. In der Podcastfolge am 02.06.2020 gebe ich dann den Gewinner oder die Gewinnerin bekannt. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.
Lass mir gern Deine Gedanken zu der Folge auf Instagram unter @franziska_dittrich oder auf irgendeinem anderen Weg da. Ich freue mich auf den Austausch mit Dir!
Ich hoffe, Du bist nächsten Dienstag wieder dabei. Und bis dahin, pass auf Dich auf, lass es Dir gut gehen, alles Liebe für Dich und denk dran: nothing but mindfulness... Bis bald!
Comments