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028 – Wie ist es, Du zu sein?

Franziska Dittrich

Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von nothing but mindfulness. , dem Podcast, in dem sich alles darum dreht, wie Du durch eine achtsame Haltung Dein Leben und die Welt verändern kannst. Mein Name ist Franziska Dittrich und ich freu mich total, dass Du heute wieder da bist und wir wieder ein bisschen Zeit miteinander verbringen.

Bevor wir gleich ins Thema der heutigen Folge einsteigen hier nochmal ein kurzer Reminder an die Verlosung, die gerade läuft. Bis zum 31.10. hast Du die Möglichkeit, eine 90-minütige Online Coaching-Session mit mir zu gewinnen. Alles, was Du tun musst, um in den Lostopf zu hüpfen ist, mir eine Bewertung auf iTunes zu hinterlassen. Wichtig dabei ist, dass Du auch einen kurzen Text dazu schreibst, denn sonst kann ich Deinen Namen nicht sehen und Dich somit auch nicht berücksichtigen. Falls Du mir bereits eine Bewertung ohne Text da gelassen hast, schick mir einfach eine kurze Email, dann bist Du selbstverständlich auch dabei. Berücksichtigt werden alle Bewertungen zwischen 13.10.2020 und 31.10.2020. In der Podcastfolge am 03.11.2020 gebe ich dann den Gewinner oder die Gewinnerin bekannt. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.

Die Frage, die ich als Titel für die heutige Podcastfolge gewählt habe, ist mir mal wieder zufällig „zugelaufen“. Ich habe mir ein Podcast-Interview von Curse angehört (an der Stelle übrigens auch eine große Empfehlung – sein Podcast „Meditation, Coaching & Life“ gehört zu meinen „Must-Hears“) und er hat im Intro vor dem Interview erwähnt, dass er sich mit seinem Gast einmal darüber unterhält, „wie es so ist, er zu sein“. Diese Aussage war von ihm nur so nebenbei erwähnt, hat bei mir aber eingeschlagen wie ein Blitz. Ich musste dann echt kurz auf Pause drücken, mal tief durchatmen und mir die Frage „Wie ist es, Du zu sein?“ nochmal auf der Zunge zergehen lassen. Ich habe sie dann zugegebenermaßen auch die ganze Woche über nicht mehr aus dem Kopf bekommen.

Hinzu kam dann auch noch, dass mich eine Nachricht zutiefst erschüttert hat: Einer meiner engsten Kindheits-Freunde ist im Alter von nur 31 Jahren von dieser Welt gegangen. Das Leben zeigt uns immer wieder auf unterschiedlichste Art und Weise, dass es so endlich ist und dass es hauptsächlich darum geht, dass wir es so gestalten, dass wir am Ende mindestens sagen können „Es war okay, ich zu sein.“

Auch gerade deshalb lade ich Dich daher ein, gemeinsam mit mir ein bisschen über diese Frage zu sinnieren und einmal zu schauen, wie es denn so ist, man selbst zu sein. Das sind wir nicht nur uns selbst, sondern auch den Menschen um uns herum schuldig. Ich habe ja in einigen Podcastfolgen schon gesagt dass wir, wenn wir dem Leben eine Frage stellen, immer auch Antworten bekommen. Tatsächlich war es auch in diesem Fall wieder so, dass mir ein paar Gedanken gekommen sind, die einer Antwort schon recht nahe kommen könnten und die ich heute mit Dir teilen möchte.

Ich wünsch Dir ganz viel Freude beim Hören.

In unserem Zeitalter der Selbstoptimierung werden wir ja nahezu regelmäßig mit der Frage konfrontiert „Wer bist Du wirklich?“. Erfahrungsgemäß versuchen Menschen sich dann über die verschiedenen Rollen zu definieren, die sie in ihrem Leben einnehmen. Beruflich, familiär, in der Freizeit oder eben auch persönlich. Wir nennen dann oft genau all das, was wir in Wahrheit nicht sind. Mit der Frage habe ich mich mehr oder weniger zwangsläufig auch schon auseinandergesetzt. Aber in umformulierter Form, also „Wie ist es, Du zu sein?“ hat sie mich ehrlich gesagt erstmal total überfordert.

Ja, wie ist es denn so, ich zu sein? Manchmal ist es echt entspannt, an anderen Tagen ziemlich anstrengend. Es gibt Tage, an denen es schön ist und dann gibt es Zeiten, in denen ich mich selbst nicht leiden kann. Manchmal fühlt es sich ziemlich zufrieden und erfüllt an, ich zu sein und gleichzeitig gibt es Phasen, in denen da einfach nur Leere ist. Manchmal ist es leicht, manchmal schwer. An manchen Tagen wünschte ich, ich wäre ein bisschen dümmer und am nächsten Tag denk ich, es wäre ganz cool, der weiseste Mensch auf Erden zu sein. Grundsätzlich würde ich aber sagen, es ist echt in Ordnung, ich zu sein. Das sage ich deshalb, weil ich mein Leben sehr authentisch lebe und es mir in den meisten Fällen einfach erlaube, ICH zu sein – ganz egal, was um mich herum passiert.

Was jetzt in unserem Alltag meistens passiert ist, dass wir die Menschen um uns herum nur kurz in Eile fragen, wie es Ihnen geht und dabei eigentlich schon in der Erwartung, oder vielleicht sogar in der Hoffnung sind, dass sie mit „gut“ antworten, um dann kurz darauf direkt mit dem weiterzumachen, was wir eigentlich gerade machen wollten.

Die wirklich ehrliche Antwort auf die Fragen „Wie war es denn heute, Du zu sein? Wie geht es Dir gerade wirklich? Was hat Dich heute bewegt?“ können wir oft gar nicht tragen.

Woran liegt das?

Ich habe in vielen Podcastfolgen schon den folgenden Satz gesagt und sage ihn heute wieder, weil er so unglaublich wichtig ist.

Wir können in anderen Menschen immer nur das halten, was wir auch in uns selbst halten können.

Wir alle tragen einen großen Rucksack mit uns herum, den wir zu unserer Geburt aufgesetzt bekommen haben. Für manche Menschen ist dieser Rucksack recht schwer, andere tragen weniger Gewicht mit sich herum. Fakt ist aber, wir haben diesen Rucksack alle.

Wenn wir jetzt nicht zu irgendeinem Zeitpunkt in unserem Leben damit beginnen, all die Steine, die uns vielleicht schon seit Jahren belasten und dazu beitragen, dass wir schon ganz gebückt durch die Welt gehen, auszupacken, hat das dramatische Folgen. Für uns selbst, für die Menschen in unserem Umfeld, aber auch für die ganze Welt.

Um das verständlich zu erklären, muss ich kurz ein bisschen ausholen.

Wir machen als Kinder wahnsinnig viele Erfahrungen zum ersten Mal. Besonders die Momente, in denen wir Erfahrungen machen, die stark emotionsgeladen sind, prägen uns für den Rest unseres Lebens. Wenn wir jetzt zum Beispiel als Kind die Erfahrung machen, dass unsere Eltern uns immer zügeln, wenn wir traurig sind und uns einreden, dass „das alles doch gar nicht so schlimm sei“, oder „dass es gar keinen Grund gäbe, traurig zu sein“, entsteht in unserem Gehirn eine neuronale Verbindung. Im schlimmsten Fall werden wir dann noch in einer Situation, in der wir traurig sind, von anderen Kindern ausgelacht. Dieses Gefühl, das wir in dem Moment haben, in dem wir realisieren, dass es gerade offensichtlich falsch zu sein scheint, was wir fühlen, ist in Wahrheit noch viel furchtbarer als die Traurigkeit an sich. Wir haben in diesem jungen Alter keine Strategie und trauen uns auch nicht, zu widersprechen, oder uns zu wehren. Daher beschließen wir dann, das Gefühl der Traurigkeit so tief in uns zu vergraben, dass es nie mehr jemand sieht oder mitbekommt. Denn schließlich sind wir als Kinder darauf angewiesen, den Menschen, die uns ernähren und uns die Liebe geben, die wir brauchen, zu gefallen. Und wir haben alle das tiefe Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Wir wollen also auf keinen Fall aus einer Gemeinschaft ausgeschlossen werden, weil wir so sind wie wir sind.

Wenn nun im Erwachsenenalter etwas passiert, das uns traurig macht, springt sofort unser Mechanismus an, den wir als Kinder kultiviert haben. Wir verschließen uns innerlich und schlucken das Gefühl herunter. Wir tun so, als wäre es nicht da und versuchen mit aller Gewalt, es irgendwie wegzumachen. Vielleicht haben wir uns als Kompensationsstrategie das Fernsehen angewöhnt, vielleicht das Einkaufen, oder im schlimmsten Fall sogar den Konsum von bewusstseinsverändernden Drogen wie Alkohol. Dass wir uns damit selbst schaden, steht wohl außer Frage. Aber war Dir schon bewusst, dass Du dadurch auch anderen schadest?

Denn nochmal kurz zurück zu dem Satz, dass wir in anderen nur das halten können, was wir auch in uns selbst halten können. Was glaubst Du denn, passiert nun, wenn Du selbst das Gefühl der Traurigkeit in Dir nicht halten kannst? Richtig, Du kannst es auch in anderen nicht halten. Nicht in Deinem Partner, nicht in Deinem Kind, nicht in Deinen Freunden, oder in Deinen Kollegen.

Dein Gehirn wird alles dafür tun, Dich vor der „Reaktivierung“ dieses furchtbaren Gefühls zu schützen, das Du zu irgendeinem Zeitpunkt ganz tief in Dir eingeschlossen hast.

Sobald Du also beschließt, dass es für Dich selbst gefährlich ist, Dich damit auseinanderzusetzen, wie es denn ist, „Du“ zu sein, geht damit auch automatisch einher, dass Du Dich nicht damit auseinandersetzen kannst, wie es ist, jemand anders zu sein. Du schneidest Dich also nicht nur von Dir selbst ab, sondern auch von anderen Menschen.

Lass mich Dir dazu noch ein Beispiel geben, dass das Ganze greifbarer wird. Wir alle haben in uns ein tiefes Bedürfnis nach Sicherheit. Wir wollen uns in unserem Leben sicher und geborgen fühlen und setzen alles daran, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Daran ist erstmal überhaupt nichts Verwerfliches. Wenn wir jetzt aber irgendwann einmal die Erfahrung gemacht haben, dass unsere Sicherheit in Gefahr war, also wenn wir in jungem Alter jemanden verloren haben, sei es durch Tod, Scheidung, oder was auch immer, dann beschließen wir in dem Moment, dass dieses Gefühl, das mit dem Verlust von Sicherheit einhergeht, für uns lebensgefährlich ist und wir schwören uns, dieses Gefühl nie mehr fühlen zu müssen. Wir schneiden uns also von einem Stück Lebendigkeit ab, denn der Verlust gehört zum Leben ja ebenso dazu wie der Gewinn. Das führt dann genau zu zwei Dingen. Der erste Punkt ist, dass wir mit dem Sicherheitsverlust von Menschen in unserem Umfeld nicht umgehen können. Das habe ich zum Beispiel auf der Trauerfeier für meinen Schulfreund erlebt, bei der ich diese Woche war. Die Menschen dort waren alle total stoisch und wussten gar nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Sicherlich warst Du selbst auch schon auf Trauerfeiern oder Beerdigungen und hast Dich vielleicht ein bisschen hilflos gefühlt und wusstest gar nicht, was Du sagen oder tun sollst. Ja, zweifelsohne ist der Tod eines geliebten Menschen ein ganz furchtbarer Verlust und ein trauriges Ereignis, das uns erstmal sprachlos macht. Und gleichzeitig ist es einfach das Leben. Wenn wir in guter Verbindung mit uns selbst stehen und diese Traurigkeit, diese Verzweiflung und diese Hilflosigkeit annehmen als das, was sie ist, können wir genau das auch anderen zugestehen. Das Bedürfnis, irgendetwas sagen zu müssen, um die Trauer bei den anderen „wegmachen“ zu wollen, weil wir sie in Wahrheit überhaupt nicht sehen möchten, wird dann geringer und macht Platz für echtes Mitgefühl. Da gibt es nämlich durchaus einen Unterschied.

Der zweite Punkt ist, dass sich das Ganze auf unsere Art, mit fremden Menschen umzugehen, auswirkt. Wenn wir zum Beispiel jemanden sehen, der auf der Straße lebt und vielleicht drogenabhängig ist, neigt unser Ego sofort dazu, wegzusehen und abzuwerten. „Wie kann man so assozial sein?“ oder „Selbst schuld, in Deutschland muss niemand auf der Straße leben!“ sind typische Gedanken oder Sprüche, die mir da in den Sinn kommen und die Du selbst vielleicht auch schon gehört hast. Die Wahrheit ist, dass Du überhaupt nicht annähernd eine Ahnung hast, was diesem Menschen widerfahren ist und was dazu geführt hat, dass er sich gerade in der Situation befindet, in der er sich befindet. Niemand kommt obdachlos und drogenabhängig zur Welt. Es ist also immer irgendetwas vorangegangen, eine Geschichte und viele Erfahrungen, die jemand in seinen Rucksack gepackt hat, die ihn letztendlich dorthin gebracht haben, wo er gerade ist. Auch da schaltet sich unser Automatismus ein, denn wir schließen kategorisch den Teil von uns selbst aus, der eigentlich genau weiß, wie es sich anfühlt, manchmal ausgegrenzt zu sein, oder den Boden unter den Füßen zu verlieren. Den Teil, der weiß, wie es ist, in der Patsche zu stecken und gerade nicht weiter zu wissen. Weil es eben so furchtbar schmerzhaft ist, dieses Gefühl zu fühlen.

Und wenn Du all das nun einmal auf all unsere Geschehnisse in der Welt überträgst, verstehst Du vielleicht, weshalb sie heute so ist, wie sie ist. Das Wort „Mitgefühl“ beinhaltet das Wort „Gefühl“. Wenn wir also Mitgefühl mit anderen haben möchten, müssen wir erstmal dahin kommen, dass wir es uns selbst erlauben, Gefühle zu haben und auch wirklich zu fühlen. Wir müssen uns also selbst immer wieder die Frage stellen „Wie ist es, Du zu sein?“ und noch viel wichtiger: Wir müssen offen für die Antworten sein, die uns kommen.

Wir sind es also nicht nur uns selbst schuldig, uns mit dieser Frage immer wieder auseinanderzusetzen, sondern auch all den Menschen in unserem Umfeld. Wie kannst Du sagen, Du liebst jemanden, wenn Du Dich nicht aus tiefstem Herzen dafür interessiert, wie es ist, er oder sie zu sein? Solange Du nicht bereit bist, Dich reinzufühlen, wie es wirklich ist, in Deinen Schuhen zu gehen, wird es Dir auch nicht gelingen, Mitgefühl für die Schuhe anderer Menschen zu haben.

Wir alle wünschen uns Menschen, die uns als das sehen, was wir wirklich sind. Oder wie wir in unserer Alltagssprache häufig sagen: „Wir wünschen uns Menschen, bei denen wir einfach so sein können, wie wir sind.“ Die Wahrheit ist, dass wir viel zu selten so sind, wie wir wirklich sind. Wir lernen nämlich auch schon recht früh, wie wir sein müssen, was wir sagen müssen, wie wir uns verhalten müssen, um anderen zu gefallen. Und so sind wir dann. Wir hören irgendwann auch einfach auf, zu hinterfragen, ob wir das wirklich sind.

Vermutlich mag jeder von uns Menschen, die nett und höflich sind. Wir mögen Menschen, die eine positive Ausstrahlung haben und schauen am liebsten Filme mit Happy End. Wir mögen es, wenn Menschen pflegeleicht und gut gelaunt sind. Wenn es nun jemanden in unserem Umfeld gibt (und damit meine ich jetzt nicht chronische Schwarzmaler, Nörgler oder Hypochonder), der uns immer wieder einmal daran teilhaben lässt, dass es gerade eben nicht so rosarot ist, er oder sie zu sein, nehmen wir vielleicht bewusst oder unbewusst eher Abstand von der Person, weil wir das eben nicht halten können.

Wenn wir das Ganze mal rational betrachten, wird für mich die Wahrheit relativ schnell klar: Jemand, der immer nett und höflich, jederzeit positiv und gut gelaunt ist und bei dem alles immer toll ist, traut sich aus irgendeinem Grund nicht, echt zu sein. Kein Leben auf dieser Welt ist immer nur rosarot. In jedem Leben gibt es Filmsequenzen ohneHappy End und jeder ist von Zeit zu Zeit verdammt wütend, tottraurig, hilflos, verzweifelt und weiß nicht weiter.

Bei der Trauerfeier ist mir auch wieder aufgefallen, dass wir alle einen so unglaublichen Drang haben, diese vermeintlich negativen Seiten komplett auszublenden. Es wird nur über die Sonnenseiten des Lebens gesprochen, weil „man das halt so macht“.

Nur weißt Du, was das Schlimme an dem Ganzen ist? Wir stumpfen ab. Wir werden taub. Wir können nicht wirklich von Herzen voller Freude sein, wenn wir es uns nicht erlauben, hin und wieder tottraurig zu sein. Wir können keinen Frieden mit uns selbst und anderen schließen, wenn wir es uns nicht erlauben, auch mal stinkwütend zu sein. Wir können kein Selbstbewusstsein ausstrahlen, wenn wir es uns nicht erlauben, uns hin und wieder in Grund und Boden zu schämen. Und wir können keinen Mut entwickeln, wenn wir es uns nicht erlauben, Angst zu haben.

Jeder von uns wird als Original geboren mit allen Gefühlen, die es so gibt. Und am Ende des Lebens stirbt ein Großteil der Menschen als arme Kopie, die eigentlich nie wirklich gelebt hat, weil sie sich bestimmte Gefühle ein Leben lang verboten hat.

Mir ist auf dieser Trauerfeier eines ganz klar geworden: Eine solche Beerdigung möchte ich für mich selbst niemals. Ich will nicht, dass nur über die Sonnenseiten meines Lebens gesprochen wird. Ich will nicht, dass all die Menschen, die dort hin kommen, ihre Freude über all die wunderschönen Erinnerungen, die sie mit mir gemacht haben, an der Tür aussperren, weil es sich nicht gehört, auf einer Beerdigung gemeinsam zu lachen. Ich will, dass geweint undgelacht wird. Ich will, dass all die Verzweiflung von grenzenloser Zuversicht begleitet wird. Ich will, dass mein Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Anfang gesehen wird. Verstehst Du, was ich damit sagen möchte? Polaritäten sind ein Gesetz der Natur. Tag und Nacht, Sommer und Winter, Hoch und Tief. Das eine kann niemals ohne das andere sein und keines davon ist schlechter als das andere. Wenn wir in unserem Leben immer einen Pol aussperren, kann auch der andere nicht zum Ausdruck kommen.

Aufgrund der Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen, haben die meisten von uns so stinkende Leichen in ihrem Keller, dass ein echtes Leben mit allem, was dazugehört und das Leben erst lebendig macht, gar nicht möglich ist, weil wir einfach jeden Tag so sehr damit beschäftigt sind, all das, was wir so tief weggestopft haben, nicht hochkommen zu lassen. Und das resultiert in einer Gesellschaft, die schon längst tot ist, bevor sie aufhört zu leben. Bitte, bitte, hör auf damit.

Es ist vollkommen in Ordnung, wenn es manchmal furchtbar ist, du zu sein. Es ist okay, wenn Du Dir als Ehepartner manchmal wünschst, Single zu sein oder als Mama gern an Deine Zeit als „Nicht-Mama“ zurückdenkst. Es ist in Ordnung, dass Du dich manchmal ganz schrecklich inkompetent fühlst und keine Ahnung hast, wie Du an eine Lösung kommst. Es ist okay, Dich mal überfordert zu fühlen oder vielleicht sogar alles hinzuschmeißen.

Wenn Du Dir all das selbst zugestehen kannst, kannst Du es auch anderen zugestehen. Und da wären wir mal wieder bei der Aussage: Dann kannst Du die Welt verändern. Du kannst anderen Menschen allein dadurch in ihrer persönlichen Entwicklung weiterhelfen, indem Du Dich selbst entwickelst und auch aufrichtig an ihrer Entwicklung teilhast.

Vielleicht helfen Dir dabei noch diese beiden abschließenden Gedanken.

Der erste Gedanke kommt aus einem Zitat, das lautet:

„Du bist der Himmel. Alles andere ist nur das Wetter.“

Denk mal darüber nach. Alles, was Dir in Deinem Leben widerfährt, alle Gedanken, alle Ereignisse sind nur Wolken, Regen, Sonne, Sturm oder Hagel. All das kommt und geht. Was aber auf ewig bleibt, bist Du – der Himmel. Wenn Du aufhörst, das Wetter zu bewerten und es ständig anders haben zu wollen, als es gerade ist, ermöglichst Du Dir und anderen damit eine Menge, schon allein deshalb, weil Du Deine Energie dann endlich wieder für die wirklich wichtigen Dinge verwenden kannst.

Den zweiten Gedanken möchte ich in Form einer Frage mit Dir teilen:

Was wäre, wenn Du nicht durch Dein Leben gehst, sondern wenn Dein Leben durch Dich geht?

Die Frage klingt vielleicht im ersten Moment etwas befremdlich und je nachdem, woran Du glaubst, wird sich eventuell auch ein Widerstand in Dir regen. Vielleicht gelingt es Dir trotzdem, sie Dir einmal ganz unvoreingenommen zu stellen. Ich glaube fest daran, dass unser aller Seelen hier auf die Welt kommen, um Erfahrungen zu machen und zu wachsen. Und ich glaube auch, dass wir schon mit einer aufgezogenen Uhr auf die Welt kommen, die irgendwann einfach stehenbleibt.

Wir sagen im Alltag oft, wir „machen gerade etwas durch“. Mit dieser Aussage eignen wir uns die Ereignisse an und identifizieren uns damit. Dabei vergessen wir nicht nur, dass wir eigentlich der Himmel und eben nicht das Wetter sind, sondern wir glauben auch, dass wir irgendetwas erreichen und damit auch aktiv tun müssen. Wenn wir uns vorstellen, dass das Leben etwas ist, das durch uns geht und durch uns seinen Ausdruck findet, müssen wir vielleicht all dem nicht mehr so sehr anhaften, Dinge nicht mehr so persönlich nehmen und können uns trauen, darauf zu vertrauen, dass wirklich, wirklich alles vorübergeht. Alles Schlimme und alles Schöne. Das Leben macht keine Fehler. Und vielleicht geht es genau darum, durchlässig zu werden für alles, was das Leben uns bringt. Immer, wenn wir das Gefühl haben, es „hängt“ noch etwas, ist das nicht mehr und nicht weniger als ein Zeichen dafür, dass wir irgendetwas daran loslassen dürfen. Eine Überzeugung, einen alten Schmerz, ein Gefühl... Ich glaube, dazu mache ich noch eine separate Podcastfolge, denn das würde jetzt den Rahmen hier sprengen.

Ich möchte Dich zum Ende dieser Folge noch einmal von meinem Herzen zu Deinem Herzen fragen:

Wie ist es, Du zu sein?

Hab Mut, Dir selbst diese Frage zu stellen. Und wenn Du das Gefühl hast, Du kannst die Antwort tragen, dann stell diese Frage allen Menschen in Deinem Umfeld. Das macht etwas aus. Für uns alle und für immer.

Wenn Du willst, teile die Folge gern mit allen Menschen in Deinem Umfeld und vergiss nicht, mir eine Bewertung bei iTunes da zu lassen, wenn Du an der Verlosung des Online-Coachings teilnehmen möchtest.

Ich freue mich, wenn Du nächsten Dienstag wieder dabei bist und wünsche Dir bis dahin eine gute Zeit. Pass auf Dich auf und lass es Dir gut gehen. Bis bald!

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