top of page
Suche
  • Franziska Dittrich

008 – Wie Du ab sofort gute Entscheidungen treffen kannst




Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von nothing but mindfulness. , dem Podcast, in dem sich alles darum dreht, wie Du durch eine achtsame Haltung Dein Leben und die Welt verändern kannst. Mein Name ist Franziska Dittrich und ich freu mich total, dass Du heute wieder da bist und Deine Zeit mit mir teilst.

Für die heutige Folge habe ich ein Thema ausgewählt, das uns alle täglich betrifft: Entscheidungen treffen. Der Münchner Hirnforscher Ernst Pöppel hat herausgefunden, dass wir täglich rund 20.000 Entscheidungen treffen, davon ungefähr 95% unbewusst. Das fängt bereits morgens im Bett an, wenn wir die Augen öffnen und hört auch erst wieder auf, wenn wir abends einschlafen. Da das Thema von so enormer Tragweite ist und ausnahmslos jeden Menschen betrifft, dachte ich, ich kann ihm durchaus eine Podcastfolge widmen.

Ich möchte an der Stelle gleich mal Werbung dafür machen, den Glaubenssatz „Eigenlob stinkt“ aufzulösen. Eigenlob ist in Wirklichkeit super und daher kann ich guten Gewissens sagen: Die Folge ist wirklich genial geworden! Und es ist die längste Folge im Podcast bisher. Wir sprechen heute über fünf Dinge, die Dich bisher davon abgehalten haben, gute Entscheidungen zu treffen. Außerdem geht es darum, weshalb uns manche Entscheidungen so schwerfallen und Du bekommst natürlich wieder wirkungsvolle Coaching-Tipps an die Hand, um zukünftig bessere Entscheidungen treffen zu können - unter anderem teile ich auch mein „Turbo-Entscheidungstool“ mit Dir, mit dem Du innerhalb von wenigen Sekunden abwägen kannst. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Qualität unserer Entscheidungen unmittelbar mit unserer Lebensqualität zusammenhängt. Deshalb möchte ich Dir meine Gedanken dazu nicht vorenthalten.


So und bevor wir gleich loslegen hier nochmal ein kurzer Reminder: Bis zum 31.05.2020 kannst Du noch teilnehmen an der Verlosung einer 90-minütigen Online-Coaching-Session mit mir zu einem Thema Deiner Wahl. Alles, was Du tun musst, um in den Lostopf zu hüpfen ist, mir eine Bewertung auf iTunes zu hinterlassen. Wichtig dabei ist, dass Du auch einen kurzen Text dazu schreibst, denn sonst kann ich Deinen Namen nicht sehen und Dich somit auch nicht berücksichtigen. Alle Bewertungen seit dem Start des Podcasts am 07.04.2020 bis einschließlich 31.05.2020 sind dabei. In der Podcastfolge am 02.06.2020 gebe ich dann den Gewinner oder die Gewinnerin bekannt. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.


Und jetzt geht es los mit der Folge. Hol Dir gern noch etwas zum Schreiben und mach es Dir bequem. Ich wünsch Dir ganz viel Freude beim Hören.


Zu Beginn will ich noch kurz eine Sache mit Dir teilen, weil sie mir dauernd im Kopf herumschwirrt und mich beim Weiterdenken blockiert. Das ist übrigens auch etwas, das Du schon als kleines Selbstcoaching-Tool nutzen kannst. Wenn Du das Gefühl hast, dass das kleine Äffchen in Deinem Kopf keine Ruhe gibt, dann gib ihm kurz Raum und lass es seinen Punkt ansprechen. Wenn Du das nicht machst, wird es im Lauf der Zeit immer lauter und lenkt Dich vom Wesentlichen ab, was sich natürlich negativ auf Deine Konzentrationsfähigkeit auswirkt. Vielleicht erinnerst Du Dich noch an Deine Schulzeit, da gab es sicherlich auch den ein oder anderen Mitschüler, der bei seiner Wortmeldung immer ganz laut mit den Fingern geschnippt hat, um ja nicht übersehen zu werden... So jemanden haben wir auch im Kopf.

Was ich (oder mein Äffchen) eigentlich sagen will ist, dass ich im Titel der Folge ganz bewusst die Worte „gute Entscheidungen“ und nicht „richtige Entscheidungen“ gewählt habe. Das habe ich deshalb gemacht, weil ich glaube, dass wir uns durch die Bewertung „richtig“ oder „falsch“ schon enorm selbst sabotieren. Kein Mensch möchte etwas falsch machen. Aber mit dem Gedanken, eine schlechte Entscheidung getroffen zu haben, die man in Zukunft ja meistens wieder wettmachen kann, indem man als nächstes eine gute Entscheidung trifft, kann man sich durchaus anfreunden, oder?

Ganz so verkehrt war der kleine Einschub jetzt ja doch nicht, zumindest bildet er eine schöne Überleitung zum ersten Punkt, den ich eigentlich ansprechen möchte:

Unsere innere Haltung


Das Thema Haltung an sich ist so groß, dass ich darüber wahrscheinlich mehrere Tage lang sprechen könnte. Ursprünglich sollte der Podcast eigentlich auch „mindful attitude“ heißen, der Name war allerdings schon vergeben.

Unsere innere Haltung ist etwas, das wir ständig dabei haben, egal was wir denken, fühlen oder tun. So ist sie natürlich auch dabei, wenn es darum geht, Entscheidungen zu treffen. Wir entwickeln diese innere Haltung schon als Kinder und orientieren uns dabei ganz stark an dem, was wir in unserem Umfeld miterleben und sehen. Wenn wir zum Beispiel immer erlebt haben, dass unsere Eltern es gemieden haben, Entscheidungen zu treffen und stattdessen gewartet haben, bis die Dinge sich von selbst regeln, tendieren wir vermutlich auch dazu. Wenn wir gesehen haben, dass unsere Eltern sehr entscheidungsfreudig und auch bereit waren, mögliche Konsequenzen zu tragen, wird sich auch das in unserem heutigen Entscheidungsverhalten widerspiegeln. Wir haben also alle bewusst oder unbewusst im Lauf unseres Lebens eine innere Haltung kultiviert, ob wir es wollen oder nicht. Vielleicht kann man sagen, dass die innere Haltung ein Konglomerat aus unseren Glaubenssätzen, unseren Moralvorstellungen, unbewusst ablaufenden Prozessen und Werten ist. Versteh mich nicht falsch, wenn Du mit Deiner aktuellen Haltung ein erfülltes, glückliches und erfolgreiches Leben führst, behalte sie unbedingt bei. Mir geht es vielmehr darum, dass gerade in Krisenzeiten wie der aktuellen, viele Menschen merken, dass ihre „alte“ Haltung, ihre „alten“ Verhaltensweisen und die vertraute Art, Entscheidungen zu treffen, nicht mehr funktionieren. Wenn der Schuh also zu drücken beginnt, biete ich Dir hier das Modell in einer Nummer größer an.

Wie schon eingangs erwähnt treffen wir 20.000 Entscheidungen pro Tag – das ist eine enorme Zahl. Pro Stunde wären das 833, pro Minute ungefähr 14. Seit dem Start des Podcasts hast Du also schon 7x14 Entscheidungen, also 91 Entscheidungen getroffen. 

Bei einem solchen Arbeitspensum ist es klar, dass das Gehirn sich Strategien zurechtlegen muss, um am Ende des Tages irgendwie klarzukommen. Schließlich hat es ja nie Urlaub und es warten jeden Morgen nach dem Aufwachen wieder 20.000 Entscheidungen, die getroffen werden wollen.

Eine Grundlage, die unser Unterbewusstsein für seine Entscheidungen heranzieht sind unsere menschlichen Grundbedürfnisse. Darüber habe ich in der letzten Podcastfolge schon kurz gesprochen. Die beiden Pole unserer Grundbedürfnisse sind einerseits die Zugehörigkeit und andererseits der autonome Selbstausdruck. Wir streben also nach Liebe, Sicherheit und Vorhersagbarkeit aber auch nach Wachstum, Innovation und Wandel. Je nachdem, wie wir gepolt sind und was wir in der prägenden Phase unseres Lebens gelernt haben, versuchen wir also mit unseren Entscheidungen immer, unser vorherrschendes Grundbedürfnis zu befriedigen. Wenn Du einmal die großen Entscheidungen, die Du bisher in Deinem Leben getroffen hast, reflektierst, wirst Du vermutlich sehr schnell feststellen können, welches Grundbedürfnis bei Dir stärker ausgeprägt ist. Menschen, die ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Zugehörigkeit haben, werden in ihre Entscheidungen beispielsweise viel eher den Gedanken mit einbeziehen, was andere davon halten. Das Ziel muss schließlich sein, dass sie auch nach der Entscheidung noch geliebt werden und ihr Harmoniebedürfnis gestillt ist. Menschen, bei denen das Bedürfnis nach Wachstum und Autonomie sehr stark ausgeprägt ist, sind hingegen eher risikobereit und probieren gern neue Dinge aus. Was andere Leute darüber denken ist für sie eher von untergeordneter Bedeutung.


Des Weiteren arbeitet unser Gehirn auch nach der sogenannten „Rekognitionsheuristik“. Das bedeutet, dass wir aus mehreren Optionen, die uns zur Verfügung stehen, meistens die bevorzugen, die wir schon kennen, die uns also vertraut zu sein scheint. Das ist übrigens auch gerade in Krisenzeiten wie der aktuellen sehr wichtig zu wissen. Diese Funktionsweise des Gehirns machen sich nämlich auch die Medien zunutze. Je öfter Dinge wiederholt werden (im aktuellen Fall also zum Beispiel Katastrophenmeldungen), desto vertrauter scheinen diese Meldungen unserem Gehirn und desto eher beurteilen wir diese Dinge als „die Wahrheit“. Es wird zum Beispiel im Zusammenhang mit Covid-19 immer nur von den Todesfällen und den Infizierten gesprochen. Die Genesenen werden maximal in einem Nebensatz erwähnt. Es ist also offensichtlich nicht gewünscht, dass wir uns auf „Genesung“ und „Gesundheit“ fokussieren, sondern auf „Infektion“, „Krankheit“ und „Tod“. Unserem Gehirn wird also suggeriert: Covid-19 = Gefahr, Krankheit und Tod. Dazu habe ich vor einiger Zeit auch mal eine interessante Studie gelesen. In dieser Studie wurden einer bestimmten Gruppe an Probanden immer wieder ganz komische Buchstabenkombinationen in die Tageszeitung geschmuggelt, die so überhaupt keinen Sinn ergeben. Die andere Gruppe hatte diese Buchstaben nicht in ihren Zeitungen. Nach einer Weile wurde dann eine Umfrage gestartet und es wurden beiden Probandengruppen mehrere Buchstabenkombinationen vorgelegt mit der Frage, hinter welcher der Kombinationen sich wohl eher etwas Positives verbirgt. Die Gruppe, die bestimmte Buchstabenkombinationen schon vorher regelmäßig in der Zeitung gesehen hat (wenn auch nur unterbewusst), hat genau diese Kombinationen auffällig positiv bewertet, wohingegen die anderen Probanden eher zu einer neutralen Bewertung tendierten.

Was ich Dir damit verdeutlichen will ist, dass so viele Prozesse in unserem Gehirn unterbewusst ablaufen und dass Du nicht alles glauben darfst, was Du denkst. Wenn es also darum geht, eine Entscheidung zu treffen, solltest Du nicht blind auf den ersten Impuls vertrauen, den Dein Gehirn Dir sendet, sondern vielmehr auch kritisch hinterfragen. Diese Mechanismen sind so komplex und gleichzeitig so hilfreich, dass ich sie hier im Podcast einfach mit Dir teilen muss. Du kannst Dir das so vorstellen, wie wenn Du im Wald nach Pilzen suchen willst. Wenn Du jetzt überhaupt keine Ahnung von Pilzen hast, vielleicht sogar noch nie zuvor einen Pilz gesehen hast, wirst Du auch keine finden. Wir sehen nur das, was wir kennen. Und das, was wir kennen, entscheidet über unsere Entscheidungen. Ich wiederhole das nochmal: Das, was wir kennen, entscheidet über unsere Entscheidungen. Klingt vielleicht komisch, ist aber so.

Diese Rekognitionsheuristik führt im Übrigen auch dazu, dass unser Gehirn alles, was wir nicht kennen, per se als gefährlich einstuft. Das sind dann die typischen Momente, in denen wir uns gegen etwas entscheiden, weil wir den Weg dorthin noch nicht kennen. Unser Gehirn suggeriert uns, dass wir uns nur für die Dinge entscheiden können, die uns vertraut sind, da sie vermeintlich ein „sicheres Brett“ sind. Das führt dazu, dass wir unsere Komfortzone nicht verlassen und immer im selben Terrain herumdümpeln, auch wenn wir dort vielleicht unzufrieden sind – sei es nun im Job, in der Beziehung, im Lebensmodell, oder oder oder.

Sicherlich hast Du auch schon von selbsterfüllenden Prophezeiungen gehört. Auch diese hängen mit unserer inneren Haltung zusammen. Je nachdem, welche Prägungen Du in Deinem Leben mitbekommen hast, wirst Du etwas eher für möglich oder für unmöglich halten. Diese Prägungen entscheiden also maßgeblich darüber, wie glücklich, erfüllt und erfolgreich Du lebst. Das ist nur dann zu Deinem Nachteil, wenn Du Dir nicht darüber bewusst bist. Sobald wir etwas an die Oberfläche heben, also Licht auf etwas werfen, kann es sich verändern. Wenn Du also zum Beispiel bisher die feste Überzeugung hattest „Mit X oder Y kann man kein Geld verdienen“, wirst Du dementsprechend auch Deine Entscheidungen treffen und dadurch auch die zugehörigen Resultate in Deinem Leben sehen. Du kannst Dir sicher sein, dass ausnahmslos ALLES, was Du heute im Außen siehst, ein Produkt Deiner inneren Realität ist. Auch wenn es schmerzhaft sein mag, das anzuerkennen und anzunehmen. Das Gute daran ist aber ja, dass Du Dein Leben im Außen jederzeit ändern kannst, indem Du Deine innere Haltung dazu veränderst. Viele Menschen glauben immer, wenn man erwachsen ist, hört das Wachstum auf, nur weil man es von außen nicht mehr sehen kann. Das ist vollkommener Quatsch! Dank der Neuroplastizitätsforschung wissen wir heute, dass unser Gehirn sich bis an unser Lebensende immerzu verändern kann. Das ist allerdings Arbeit! Es genügt nicht, dass Du Dir diese Podcastfolge hier anhörst. Du musst anschließend auch ins Tun kommen. Neue Entscheidungen treffen, alte Glaubenssätze hinterfragen und neue selbsterfüllende Prophezeiungen in die Welt setzen, die Dir bei der Erreichung Deiner Ziele dienlich sind.


Hierzu will ich Dir noch kurz ein Beispiel aus meinem Leben erzählen. Als ich beschlossen habe, mich selbstständig zu machen, haben viele Leute zu mir gesagt, ich müsse zunächst ordentlich Rücklagen bilden, meinen USP und meine Zielgruppe messerscharf definieren, mich auf ein Nischenthema fokussieren und in kleinen Schritten vorwärts gehen. Ich kann Dir sagen: Wenn ich all das gemacht hätte, hätte ich meinen Schritt in die Selbstständigkeit in diesem Leben nicht gewagt. Es gäbe diesen Podcast nicht und ich würde immer noch brav jeden Tag morgens ins Büro gehen und etwas tun, das mich unglücklich macht. Ich bin zutiefst überzeugt, bzw. kann ich für mich sogar sagen, ich weiß, dass ich in meinem Leben ALLES erreichen kann, wenn ich bereit bin, auch ALLES dafür zu geben. Menschen, die mich kennen, haben mir schon seit ich denken kann immer gesagt „Du denkst zu sehr schwarz oder weiß.“. Inzwischen weiß ich: Das ist für mich das Erfolgsrezept. Das, worauf ich ziele, steuere ich an. Also in dem Moment, in dem ich auf grau ziele, komme ich auch bei grau an. Das ist der Grund, weshalb viiiel zu viele Menschen viel zu klein träumen und jeden Tag in einem mittelmäßigen Leben aufwachen, das sie nicht glücklich macht.


Natürlich habe ich all das, was ich aus meinem Umfeld gehört habe, auch kritisch hinterfragt. Und damit bin ich zu dem gekommen, was hier der nächste Punkt ist – die Frage:


Worum geht es eigentlich?

Diese Frage solltest Du Dir in dicken, roten Buchstaben auf einen Zettel schreiben und diesen Zettel irgendwo platzieren, wo Du ihn zu jeder Zeit sehen kannst.

In Bezug auf Entscheidungen kann Dir diese Frage auf zwei Wegen hilfreich sein.

Zum einen kannst Du herausfinden, worum es den anderen eigentlich geht, wenn sie Dir Ratschläge geben. Natürlich sorgen sie sich um Dich und wollen nur das Beste für Dich. Was dabei allerdings passiert ist, dass andere Dir unbewusst ihre eigenen Grenzen in Dein Leben einpflanzen. Mal angenommen, ich wäre Deine Freundin und würde Dich zu dem Thema beraten, ob Du Dich selbstständig machen sollst oder nicht. Ich würde Dir sagen: „Mach es sofort!“ Wenn Du nun eine andere Freundin fragst, die sehr sicherheitsorientiert ist und zu dem Wort „Selbstständigkeit“ viele negative Assoziationen gespeichert hat, wird sie Dir vermutlich sagen: „Um Gottes Willen, das kannst Du auf keinen Fall machen.“

Manche Menschen haben ja das Bedürfnis, sich vor jeder Entscheidung vermeintlich doppelt und dreifach abzusichern und machen ihr ganzes Umfeld damit verrückt. Vielleicht gehörst Du auch zu diesen Menschen. Das ist total in Ordnung, solange Du Dir immer wieder die Frage stellst: Worum geht es demjenigen, der mir gerade einen Ratschlag gibt, eigentlich? Die Antwort wird oft sein, dass Dein Gegenüber Angst hat. Angst vor Veränderung, Angst vor Unbekanntem, Angst vor Gesichtsverlust, Angst, nicht gemocht zu werden. Und deshalb geht es darum, den bekannten, vertrauten Zustand zu bewahren. Vergiss nicht, dass andere niemals Entscheidungen für Dein Leben treffen können, solange Du kein kleines Kind bist und diese anderen nicht Deine Eltern sind. Wir Menschen können keine rationalen Entscheidungen treffen, bei denen wir unsere Gefühle einfach ausblenden. Ein gut gemeinter Tipp an dieser Stelle ist auch der, dass Du bei Deinen Entscheidungen immer nur die Menschen befragen solltest, die schon dort sind, wo Du hinwillst. Das klingt jetzt vielleicht etwas hart, aber selbst die Menschen in unserem nächsten Umfeld wie Partner oder Familie sind an dieser Stelle oft nicht die qualifizierten Gesprächspartner für solche Gespräche. Natürlich kannst Du sie trotzdem anhören, allerdings solltest Du Deine Entscheidungen nicht von ihrer Meinung abhängig machen, denn sie können schlichtweg nicht wissen, wie etwas sein wird, wenn sie selbst noch nicht dort waren. Das beste Beispiel an dieser Stelle sind Restaurant-Empfehlungen. Ich kann Dir doch kein Restaurant empfehlen, in dem ich noch nie gegessen habe? Und selbst wenn ich dort schon gegessen habe und begeistert bin, heißt das noch lange nicht, dass Du es auch sein wirst. Einfach weil Du Du bist und ich ich bin. Ich will Dir mit diesem Beispiel aufzeigen, dass es bestimmte Dinge gibt, bei denen wir mit zweierlei Maß messen. Es leuchtet Dir ein, dass ich Dir kein Restaurant empfehlen kann, in dem ich noch nicht gegessen habe. Aber es leuchtet Dir nicht ein, dass ich der falsche Berater für Deine Lebensentscheidungen bin, wenn ich selbst derartige Entscheidungen noch nicht getroffen habe. Verstehst Du, was ich meine?


Die Frage, worum es eigentlich geht, solltest Du Dir natürlich nicht nur in Bezug auf andere stellen, sondern auch in Bezug auf Dich selbst. Ich habe fast sechs Jahre im Vertrieb gearbeitet und diverse Schulungen besucht, in denen es um Einwandbehandlung ging. Es ging also immer darum, herauszufinden, ob Menschen wirklich ernstzunehmende Einwände haben, oder ob es sich nur um Vorwände handelt. Ein klassischer Vorwand ist „Ich habe keine Zeit.“ Wenn Du diesen Vorwand ein wenig hinterfragst, wirst Du oft zu der Erkenntnis kommen, dass diese Person nicht „keine Zeit hat“, sondern schlichtweg keine Lust auf ein Gespräch mit Dir.

Genau so ist es mit den Entscheidungen in Deinem Leben auch. Mal angenommen, Du möchtest Dir irgendetwas anschaffen, zum Beispiel ein Auto. Du hast nun ein Auto gefunden, das Dir gut gefällt, gehst von Deiner Probefahrt zurück nach Hause und machst Dich nun an die Entscheidungsfindung. Ein erster Impuls könnte hier sein „Das Auto ist zu teuer.“. Die Frage ist nun, ist das Auto wirklich zu teuer? Frag Dich also „Worum geht es eigentlich?“. Diese Frage kannst Du ohne Weiteres auch mehrmals wiederholen, um zum Kern der Sache zu kommen. Vielleicht geht es in unserem Beispiel gar nicht darum, dass das Auto zu teuer ist, sondern vielmehr darum, dass Du Dir für den Preis mehr Ausstattung gewünscht hättest.

Es ist deshalb so wichtig, diese Frage zu stellen, weil Du nur so Deinen Kompass richtig ausrichten kannst. Wenn Du bei „Es ist zu teuer.“ bleibst, gibst Du Deinem Gehirn die Information, dass es ab sofort bitte nach günstigeren Autos Ausschau halten soll. Es sucht nach einer Lösung für „zu teuer“. Wenn Du Dich allerdings hinterfragst und Deinem Gehirn mitteilst, worum es eigentlich geht, nämlich „mehr Ausstattung“, dann sagst Du ihm automatisch auch: „Such nach einem Auto mit mehr Ausstattung.“. Ich habe das in meinen vergangenen Podcastfolgen ja schon häufiger erwähnt: Unser Gehirn ist unser treuster Diener, wir müssen es nur richtig programmieren.

Diese Frage nach dem eigentlichen Grund kann natürlich in manchen Fällen auch zu schmerzhaften Antworten führen, weil sie Dich mit Deinen tiefsten Ängsten in Berührung bringt. Am Ende wartet dafür aber IMMER eine riesige Belohnung auf Dich.


Du hast also die Wahl: Entweder, Du konfrontierst Dich mit der Frage und hast die Möglichkeit, ein für alle Mal das aufzulösen, was Dich einschränkt und behindert, oder Du stellst Dir diese Frage nicht und lebst Dein Leben lang mit einer latenten Unzufriedenheit.


Das bringt mich jetzt auch direkt zum nächsten Punkt, nämlich zur Abwägung:


Was kann ich gewinnen, was kann ich verlieren?


Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich habe in der Vergangenheit bei meinen Entscheidungen häufig den Tipp bekommen, ich solle Pro- und Contra-Listen erstellen, also aufschreiben, was für oder gegen mein Vorhaben spricht. Ich muss sagen, für mich hatte dieses Vorgehen nie Erfolg. Ich habe immer ungefähr die gleiche Anzahl an Pros und Contras gefunden – das war somit keine Entscheidungshilfe.

Viel erfolgreicher war für mich die Frage, was ich durch die Entscheidung gewinnen und verlieren kann. Ganz klar ist, dass jede Entscheidung für das eine auch immer gleichzeitig bedeutet, zumindest für den Moment alle anderen Optionen auszuschließen – also bestimmte Möglichkeiten zu verlieren. Wir Menschen neigen jetzt von unserer Natur aus immer eher dazu, auf den Verlust zu achten, der mit der Entscheidung verbunden ist – einfach deshalb, weil wir tiefe Verlustängste in uns tragen.

Ich stelle mir bei Entscheidungen also die Fragen: „Was könntest Du dadurch gewinnen? Was verlierst Du möglicherweise?“ Natürlich kann ich daraus dann schon eine erste Ableitung treffen.

Da es aber nunmal in diesem Leben so ist, dass wir am Ende sowieso nichts von all dem mitnehmen können, was wir uns hier auf dieser Welt aufgebaut haben, kannst Du eigentlich nur gewinnen.

Das heißt also, wenn die Antwort auf die Frage „Was könnte ich verlieren?“ nicht „mein Leben“ lautet, solltest Du vielleicht einfach mal springen – das Wasser wird nicht wärmer, wenn Du länger wartest.


An der Stelle ist es mir wichtig, zu dieser Gewinn- und Verlustrechnung noch etwas hinzuzufügen. Wichtig zu wissen ist nämlich auch, dass wir Menschen dazu neigen, unsere kurzfristige Bedürfnisbefriedigung höher zu priorisieren als den langfristigen Gewinn. Auch dazu gibt es zahlreiche Studien. Wir entscheiden uns also tendenziell eher für einen schnellen Gewinn und schneiden uns damit von unseren langfristigen Zielen ab.

Auch dazu gebe ich Dir noch ein Beispiel. Ich bin gerade auf Wohnungssuche und habe ganz genaue Vorstellungen darüber, wie die perfekte Wohnung für mich auszusehen hat. Natürlich gibt es immer wieder verlockende Angebote, die meine Anforderungen zu 80% erfüllen und mein Umfeld ist teilweise der Meinung, ich solle doch meine Ansprüche etwas herunterschrauben und mich zumindest vorübergehend für eine solche Kompromisslösung entscheiden. Das wäre grundsätzlich also die Möglichkeit, vermeintlich schnell an einen Gewinn zu kommen. Welche langfristigen Konsequenzen hat das aber, bzw. welchen Verlust muss ich dafür in Kauf nehmen? Mal angenommen, ich unterschreibe heute einen Mietvertrag, der in drei Monaten wirksam wird. Ich ziehe also im August oder September um und richte mir meine neue Wohnung gemütlich ein. Ein Umzug bringt ja immer auch Strapazen mit sich, von denen ich mich dann sicherlich erst einmal wieder erholen muss. Ich bin also ab dem heutigen Tag für mindestens fünf Monate, wenn nicht sogar noch länger, nicht offen für meine perfekte Lösung. Das könnte ich jetzt natürlich machen, oder ich kann es lassen. Ich bin inzwischen soweit, dass ich in meinen Entscheidungen gerne hin und wieder auf die ein oder andere schnelle Bedürfnisbefriedigung verzichte, wenn ich überzeugt davon bin, dass mein langfristiger Gewinn dadurch exorbitant größer ist. Und das gilt natürlich nicht nur für eine Wohnung, sondern auch für einen Job, eine Beziehung, oder alles mögliche andere.


Wenn Du Entscheidungen triffst, solltest Du also auch immer die langfristigen Konsequenzen im Blick haben. Das gilt übrigens auch für Nicht-Entscheidungen, also für die Fälle, in denen Du bewusst keine Entscheidung triffst, das Leben oder andere Menschen das aber natürlich trotzdem für Dich übernehmen.

Zu einer guten Entscheidung gehört es also auch dazu, eine ganz ehrliche Gewinn- und Verlustrechnung aufzustellen. Das klingt vielleicht für’s Erste sehr einleuchtend, ist aber in der Praxis manchmal dennoch sehr schwer umsetzbar. Vielleicht kennst Du das auch, in manchen Fällen wälzen wir Woche um Woche einen Gedanken und kommen einfach nicht zu einem Schluss.

Woran das liegt?

Vermutlich an einem inneren Kampf der eigenen Werte


Die Werte, die uns in unserem Leben leiten, sind stark motivierend und sinngebend. Sie entscheiden darüber, ob wir etwas haben wollen und uns darauf hin bewegen, oder ob wir etwas nicht haben wollen und uns davon weg bewegen. Neben unseren Grundbedürfnissen, Gefühlen und Motiven sowie der unbewussten Gewinn- und Verlustrechnung, sind es auch unsere Werte, die uns als innerer Kompass dienen und mitbestimmen, wie wir Entscheidungen treffen.


In meinen Workshops finde ich es immer sehr spannend, von meinen Teilnehmern zu erfahren, wer auf Anhieb die fünf wichtigsten Leitwerte in seinem Leben aufzählen kann. Die Zahl der Menschen ist jedes Mal verschwindend gering. Die Tatsache, dass wir die Werte nicht aufzählen können, bedeutet jetzt aber ja nicht, dass wir nicht von diesen Werten geleitet werden. Jeder Mensch wird von Werten geleitet. Die Werte sind quasi wie Spielregeln, die in unserem Leben darüber entscheiden, was wir als richtig oder falsch bewerten und wofür oder wogegen wir uns entscheiden.

Falls Du Deine wichtigsten fünf Werte gerade nicht nennen kannst, drück an dieser Stelle gern kurz auf Pause und mach Dir ein paar Gedanken.

Es gibt in unserem Leben immer wieder Entscheidungen, die uns sehr leicht fallen und solche, für die wir vermeintlich einfach keine Lösung finden. Stell Dir diese wichtigsten fünf Werte einmal vor wie Deinen inneren Vorstand. Um das zu verdeutlichen, verrate ich Dir jetzt, wer in meinem inneren Vorstand vertreten ist. Dort sitzen die Freiheit, die Sicherheit, die Ehrlichkeit, die Loyalität und die Integrität. Jede meiner Entscheidungen muss also einmal durch dieses Gremium und wird von jedem der Vorstandsmitglieder kritisch beäugt. Jetzt ist es in der Realität meistens so, dass nicht jedes Vorstandsmitglied die gleiche Stimmgewalt hat. Es gibt also immer Vorstandsmitglieder, die mehr zu sagen haben als andere. Die Werte haben also explizit oder implizit unterschiedliche Prioritäten in unserem Leben.


Ich zeige Dir jetzt anhand des Beispiels meiner Reise in die Selbstständigkeit wieder auf, was bei meiner Entscheidungsfindung damals passiert ist.

Die meisten Stimmen hatte damals die Sicherheit. Die hat gesagt „Denk an Deine Existenz. Das geht nicht, das machen wir nicht.“


Danach kam die Freiheit, die meinte „Los, mach schon. Wird schon!“


Die Integrität hat sich angeschlossen mit den Worten „Du kannst doch den Leuten nicht von achtsamer Lebensführung und einem erfüllten Leben erzählen, wenn Du selbst nicht mit gutem Beispiel voran gehst?

Die Ehrlichkeit folgte mit der Bemerkung „Du solltest ehrlich zu Dir selbst sein.“


Den Abschluss bildete die Loyalität, die meinte „Hmm, Du fühlst Dich doch Deinem aktuellen Unternehmen und Deinem Chef sehr verbunden, oder? Willst Du ihn wirklich im Stich lassen? Aber andererseits solltest Du ja auch loyal gegenüber Dir selbst sein. Hmm... Ich weiß auch nicht!“


In erster Linie war es natürlich ganz gut, das für mich damals so klar zu kriegen und alle Stimmen anzuhören. Das würde ich Dir im Übrigen auch raten. Schreib Dir die fünf Mitglieder Deines inneren Vorstands auf und befrage sie, was sie zu Deiner Entscheidung zu sagen haben.

Im nächsten Moment habe ich aber auch ziemlich schnell gemerkt, dass die beiden Vorstandsmitglieder mit den meisten Stimmen, nämlich die Sicherheit und die Freiheit, sich in ihren Interessen absolut diametral gegenüberstehen. Wie klingt das für Dich, wenn ich sage „Mein Leben ist geleitet von Sicherheit und Freiheit.“? Ich finde, das hört sich ziemlich paradox an. Was ich also gemacht habe ist Folgendes: Ich habe mir überlegt, was von beiden mir wichtiger ist. Möchte ich lieber ein Leben führen, dass von der Sicherheit regiert wird und mich damit selbst jeglicher Freiheit berauben? Oder möchte ich ein Leben führen, das von der Freiheit regiert wird und dafür an der ein oder anderen Stelle auf die Sicherheit verzichten? Als ich mich mit den langfristigen Konsequenzen der jeweiligen Regierungen auseinandergesetzt habe, mir also quasi die Parteiprogramme durchgelesen habe, war schnell klar: Mein Leben soll von der Freiheit regiert werden. Ich bin also ganz bewusst ins Gespräch mit mir selbst gegangen, also in die Stille. Ich habe der Sicherheit erklärt, dass sie natürlich weiterhin gerne mitreden darf, dass aber die Freiheit diejenige ist, die ab sofort die Entscheidungen in meinem Leben treffen wird. Sicherlich kannst Du Dir vorstellen, dass es da eine Phase gab, in der es ziemlich turbulent zuging, in der die Sicherheit ganz schön gegen diesen neuen Beschluss rebelliert hat. Ich will Dir nichts vormachen, solche grundlegenden Entscheidungen, die an den Mauern Deiner Persönlichkeit wackeln, können verdammt anstrengend sein. Irgendwann wird aber auch das vorbeigehen und alles ruckelt sich wieder zurecht. Das ist wie im echten Leben, wenn Du im Konflikt mit einer anderen Person bist. Vielleicht ist die andere Person erstmal auf 180. Aber wie alles im Leben wird auch das vorübergehen.

Mein Tipp für Dich ist also, dass Du Dir im ersten Step einmal darüber bewusst wirst, wer in Deinem Leben eigentlich das Sagen hat, also was die fünf wichtigsten Werte sind, die Dich leiten. Diese inneren Anteile kannst Du jederzeit bei Entscheidungen befragen, sie sind immer da. Vielleicht klingt das für Dich im ersten Moment so, als würde ich über eine multiple Persönlichkeitsstörung sprechen, da kann ich Dich aber beruhigen – das ist nicht der Fall. Wenn Du dann anschließend merkst, dass es zwei Werte gibt, die zumindest in ihrer extremen Ausprägung einfach nicht miteinander vereinbar sind, solltest Du eine Entscheidung treffen. Das Schöne ist, dass Du das tatsächlich kannst. Dein Gehirn hat keine eigene Meinung, es ist nur Befehlsempfänger und treuer Diener. Du entscheidest also, wer am Steuer sitzt und wer auf dem Beifahrersitz und auf den hinteren Sitzen mitfahren darf. Du priorisierst also Deine Werte neu.


Bei mir war die Reihenfolge vorher: Sicherheit am Steuer, Freiheit auf dem Beifahrersitz, Integrität, Ehrlichkeit und Loyalität auf der Rücksitzbank. Du kannst Dir sicher vorstellen, was das für ein jahrelanger Streit, für ein jahrelanges Geschrei war, wenn Sicherheit und Freiheit sich bei jeder Entscheidung ihre schlagenden Argumente um die Ohren geworfen haben, oder?

Die neue Reihenfolge war dann: Freiheit am Steuer, Integrität auf dem Beifahrersitz, Ehrlichkeit, Loyalität und Sicherheit auf der Rücksitzbank. Damit fahre ich jetzt – im wahrsten Sinne des Wortes – super gut. Meine Gedanken zur Illusion der Sicherheit, die ich in der 3. Podcastfolge mit Dir geteilt habe, sind übrigens in dieser Zeit der Neuorientierung entstanden.

Bevor wir jetzt gleich zum nächsten Punkt kommen, schiebe ich hier kurz mein Turbo-Entscheidungstool für Dich ein. Falls Dir all das, was ich erzähle, viel zu anstrengend ist und Du gar keine Lust hast, Dich so sehr mit Dir selbst auseinanderzusetzen (was ich Dir aber natürlich dringend empfehlen möchte), kannst Du die folgenden zwei Fragen nutzen, um innerhalb von wenigen Sekunden Entscheidungen zu treffen, oder Dich zu hinterfragen.

Frage 1 lautet: Macht es mir Freude?

Frage 2 lautet: Bringt es mich weiter?

Wenn Du nicht mindestens eine der beiden Fragen, bzw. noch besser natürlich beide, mit „Ja“ beantworten kannst, dann hör sofort auf mit dem, was Du tust. Und ich meine wirklich sofort. Ich habe erst letztens wieder das Feedback bekommen, dass es ja unglaublich sei, wie viel ich arbeite und ob mich das denn nicht manchmal auch nerven würde so ganz ohne Wochenende etc. Ich nutze selbst diese beiden Fragen täglich, um all das zu hinterfragen, was ich tue. In dem Fall lautet die Antwort: Natürlich gibt es Aufgaben, die mir keinesfalls Freude bereiten – ich bin ja kein Übermensch. Und dennoch weiß ich, dass genau diese Aufgaben auch dazu gehören, um weiterzukommen. Somit habe ich mein Tun vor mir selbst gerechtfertigt und keine Grundlage mehr zu jammern. Das gilt übrigens für alles – Aufgaben, Kontakte zu anderen Menschen, Deinen Job und so weiter.


Jetzt kommen wir noch zum letzten Punkt für heute, den ich zum Thema Entscheidungen unbedingt mit Dir teilen will, weil er mir selbst so unfassbar geholfen hat.


Den Dingen einen neuen Namen geben


Ich glaube, es ist nicht sofort klar, was ich damit meine, daher führe ich das gern näher für Dich aus.

Im Fachjargon ist diese Methode auch als „Reframing“ – also auf Deutsch „Neurahmung“ - bekannt und geht auf Virginia Satir zurück. Ursprünglich bekannt wurde das Reframing in der systemischen Familientherapie – aber das nur zum Hintergrund.

Fakt ist, dass wir in unserem Leben zu jedem Ereignis, zu jeder Erfahrung bestimmte Referenzen speichern. Das können Sinneswahrnehmungen wie Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, Bilder oder Gefühle sein, aber auch körperliche Wahrnehmungen wie Schmerz. Wir testen mal kurz, ob das bei Dir auch so ist. Erster Test: Stell Dir einmal vor, wie jemand auf der Tafel mit der Kreide oder mit dem Messer auf dem Teller kratzt. Hast Du Gänsehaut? Ich schon. Zweiter Test: Denk einmal an die sauren Gummibärchen oder Bonbons, die Du als Kind vielleicht gern gegessen hast. Merkst Du das Gefühl in Deinem Mund?

Das sind jetzt ganz banale Beispiele, aber so funktioniert es tatsächlich mit allem, was wir erleben und erfahren. Je stärker eine Situation emotional aufgeladen ist, desto intensiver sind auch die Referenzen, die wir damit verknüpft haben. Sobald uns also im Außen irgendetwas triggert, das an eine vergangene Erfahrung anknüpft, stellt uns das Gehirn zugehörige Gefühle, Gedanken aber auch Körperwahrnehmungen bereit. Sicherlich hast Du so etwas auch schon wahrgenommen. Zum Beispiel dann, wenn im Außen etwas eigentlich recht Unbedeutendes passiert, Deine Reaktion darauf aber sehr intensiv und emotional ist. Bemerkenswert dabei ist übrigens, dass auch hier die Evolution insofern ihre Finger im Spiel hat, dass wir uns an negative Referenzen eher erinnern, als an positive. Das hat einfach den Grund, dass wir uns früher eher das einprägen mussten, was unser Leben in Gefahr bringt als das, was uns guttut und positive Emotionen hervorruft.

Das Reframing, also die Neurahmung unserer Referenzen lässt sich ganz einfach so beschreiben, dass wir einer bestimmten Erfahrung, die wir gemacht haben, eine neue Bedeutung, einen neuen Namen oder auch einen neuen Sinn geben. In dem Wort „Reframing“ steckt ja das Wort „frame“ also „Rahmen“. Das heißt, dass unsere Sicht auf die Dinge ja immer eingegrenzt ist, je nachdem, welche Erfahrungen wir in der Vergangenheit gemacht haben. Gleichermaßen bedeutet das aber ja auch, dass das Gesamtbild ein viel Größeres ist und dass wir, wenn wir unsere Perspektive verändern, auch automatisch andere Dinge sehen können als vorher.

Da das vielleicht jetzt im ersten Moment etwas abstrakt für Dich klingt, möchte ich Dir das Ganze nochmal anhand eines Beispiels verdeutlichen. Ich hoffe, es stört Dich nicht, dass ich hier immer wieder auf Beispiele zurückgreife, die sich auf meinen Weg in die Selbstständigkeit beziehen, aber die sind für mich einfach am plakativsten.


Also nun zum Beispiel. Bevor ich damals gekündigt habe, habe ich mir selbst ein Coaching gegönnt. In diesem Coaching habe ich die letzte Blockade auf dem Weg in die Selbstständigkeit aus dem Weg geräumt. Um Dir verständlich zu machen, wie das genau ging, muss ich kurz noch etwas weiter ausholen. Im Jahr 2012 habe ich den Entschluss gefasst, nach München umzuziehen. Die Anfangszeit hier war für mich alles andere schön, um ehrlich zu sein sogar schrecklich. Ich hatte hier keinerlei Kontakte, habe Familie und Freunde schrecklich vermisst. Am ersten Morgen, als ich hier in meiner Wohnung in München aufgewacht bin, habe ich gesagt „Ich werde hier nicht bleiben.“. Ich habe damals monatelang gegen diese neue Situation gekämpft, viele Tränen vergossen und war zeitweise richtig verzweifelt. Dieses „Neue“ war für mich also emotional äußerst intensiv aufgeladen, gefährlich und belastend. Auf dem Weg in meine Selbstständigkeit, die ja auch etwas Neues darstellte, hatte ich zum Ende hin immer noch so ein komisches Gefühl, das ich einfach nicht losgeworden bin, aber auch nicht einordnen konnte. In meinem Coaching bin ich schließlich dahintergekommen, dass ich alle Referenzen, die ich zu meinem damaligen „Neu“, also dem Umzug nach München, gespeichert hatte, 1:1 auf die Selbstständigkeit projiziert habe. Daraus folgte die Gleichung: Neu = gefährlich.

Die simple Frage: „Was wäre denn ein anderes Wort für ‚neu‘?“ hat Welten verändert. Ein anderes Wort für „neu“ ist in meiner Welt „anders“. Meine Coachin hat mich dann gefragt „Was verknüpfst Du denn mit anders?“ Und da sprudelte es nur so aus mir heraus. Anders finde ich super. Ich bin selbst ja auch anders. Anders zu sein ist erstrebenswert für mich. Ich konnte also „Selbstständigkeit“ nun insofern reframen, also neu rahmen, indem ich es mit „anders“ verknüpft habe anstatt wie bisher mit „neu“. Und zack, war die Blockade weg. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch für Dich, aber ich kann Dir nur ans Herz legen, das auszuprobieren. Veränderung kann manchmal so schnell und einfach gehen...


So, das war jetzt glaube ich die längste Podcastfolge bisher. Deshalb fasse ich noch einmal kurz die wichtigsten Punkte für Dich zusammen.

1. Sei Dir Deiner inneren Haltung bewusst, wenn Du Entscheidungen triffst. Dazu gehört auch die Rekognitionsheuristik, also der Mechanismus, der Dir Vertrautes immer als „das Richtige“ verkaufen will.

2. Stell Dir immer die Frage „Worum geht es eigentlich?“ und hinterfrage jede Entscheidung kritisch.

3. Mach für Deine Entscheidungen eine Gewinn- und Verlustrechnung auf und frage Dich immer, ob Du wirklich die kurzfristige Bedürfnisbefriedigung Deinen langfristigen Zielen vorziehen willst.

4. Berufe vor jeder wichtigen Entscheidungen Deinen inneren Vorstand ein und priorisiere Deine Werte selbst.

5. Manchmal kann es helfen, unsere Perspektive zu verändern und den Dingen einen neuen Namen zu geben.

6. Und zuletzt noch einmal die beiden Fragen, die als Turbo-Entscheidungstool fungieren können: Macht es mir Freude? Bringt es mich weiter?

Bevor wir jetzt gleich am Ende angekommen sind, möchte ich noch einmal einen dringenden Appell an Dich richten. Jede einzelne Entscheidung, die Du triffst und jede einzelne Entscheidung, die Du nicht triffst, beeinflusst nicht nur Dein eigenes Leben, sondern auch meines, das der anderen Menschen und schließlich die ganze Welt. Und zwar angefangen bei der Entscheidung, ob Du morgens als erste Amtshandlung nach dem Aufwachen zum Smartphone greifst, bis hin zu der Entscheidung, ob Du für Deine Berufung losgehst, wie Du Deine Beziehungen gestaltest, Deine Kinder erziehst und anderen Menschen auf der Straße begegnest. Bitte, bitte – und das ist wirklich eine Bitte, die von Herzen kommt – tu uns allen einen Gefallen und triff in Zukunft gute, ganzheitliche und vor allem umsichtige Entscheidungen. Frag Dich dazu jeden Abend bevor Du Dich schlafen legst:

„Wenn es heute vorbei wäre, wäre das okay? Habe ich alle Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen getroffen?“


Danke, dass Du noch da bist und die Folge bis zum Ende angehört hast. Ich hoffe, Du fühlst Dich jetzt ein bisschen sicherer im Treffen von Entscheidungen und hast ein paar Tools an der Hand, die Du einsetzen kannst, wenn Du in einer Situation gerade nicht weiterkommst.

Ich freu mich riesig, wenn Du diese Folge wieder mit all Deinen Freunden, Bekannten und Kollegen teilst – das ist die schönste Wertschätzung, die Du mir entgegenbringen kannst. Und ich freu mich auch über jede einzelne Nachricht, die mich zum Podcast erreicht. Auf Instagram, per Email oder auf anderen Wegen. DANKE dafür.


Und zum Schluss hoffe ich, dass Du nächsten Dienstag wieder dabei bist. Bis dahin, pass auf Dich auf, lass es Dir gut gehen, alles Liebe für Dich und denk dran: nothing but mindfulness... Bis bald!

bottom of page